PiD - Psychotherapie im Dialog 2019; 20(02): 26-31
DOI: 10.1055/a-0771-5039
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Die Inflation des Traumabegriffs

Ilka Quindeau
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Publication Date:
12 June 2019 (online)

Angesichts der zunehmend inflationären Verwendung des Traumabegriffs wird eine psychodynamische Sichtweise vorgeschlagen, die Trauma und Konflikt (wieder) in Zusammenhang bringt. Traumatisierungen sind nicht in erster Linie äußeren Ereignissen geschuldet, sondern entstehen im Modus der Nachträglichkeit als Verarbeitung von Gewalterfahrungen. Die Psychotherapie zielt darauf, diese Sinnkonstruktionen aufzulösen, damit ein neues Realitätsgefühl entstehen kann.

 
  • Literatur

  • 1 Mentzos S. Lehrbuch der Psychodynamik. Die Funktion der Dysfunktionalität psychischer Störungen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; 2010
  • 2 Quindeau I. Spur und Umschrift. Die konstitutive Bedeutung von Erinnerung in der Psychoanalyse. München: Fink; 2004
  • 3 Freud S. Studien über Hysterie. GW I. Frankfurt a. M.: Fischer; 1895
  • 4 Laplanche J. Neue Grundlagen für die Psychoanalyse. Gießen: Psychosozial; 2011
  • 5 Freud S. Aus der Geschichte einer infantilen Neurose. GW XII. Frankfurt a. M.: Fischer; 1918
  • 6 Müller-Pozzi H. Eine Triebtheorie für unsere Zeit. Sexualität und Konflikt in der Psychoanalyse. Bern: Huber; 2008
  • 7 Freud S. Traumdeutung. GW II/III. Frankfurt a. M.: Fischer; 1900: 211
  • 8 Reik T. Der Schrecken. In: Reik T. Hrsg. Der unbekannte Mörder. Frankfurt: Fischer; 1926
  • 9 Ehlert-Balzer M. Das Trauma als Objektbeziehung. Forum der Psychoanalyse. 1996
  • 10 Coates SW. Können Babys Traumata im Gedächtnis behalten? Symbolische Formen der Repräsentation bei frühkindlicher Traumatisierung. Psyche 2018; 72: 993-1021
  • 11 Reddemann L, Wöller W. Psychodynamische Verfahren. In: Seidler H, Freyberger HJ, Maerker A. Hrsg. Handbuch der Psychotraumatologie. Stuttgart: Klett-Cotta; 2015: 673-684