NOTARZT 2018; 34(06): 290
DOI: 10.1055/a-0801-9094
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar PAMPer und COMBAT

Jürgen Knapp
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Publication Date:
17 December 2018 (online)

Immer wieder wird über die Notwendigkeit der Verabreichung von Blutprodukten bei Patienten im hämorrhagischen Schock bereits im prähospitalen Umfeld diskutiert. Nun sind innerhalb kürzester Zeit 2 große randomisierte kontrollierte Studien zur Anwendung von Blutplasma in eben diesem Setting in der zivilen Notfallmedizin erschienen, deren Ergebnisse sich auf den ersten Blick widersprechen: Während in der PAMPer-Studie die Sterblichkeit durch die Gabe von Blutplasma signifikant gesenkt werden konnte, war in der CAMBAT-Studie kein Effekt zu erkennen. Allerdings gibt es relevante Unterschiede zwischen diesen beiden Studien:

  • Die Transportzeit betrug im PAMPer 40 bzw. 42 min, während dagegen die komplette Prähospitalzeit bei COMBAT nur 24 bzw. 28 min betrug. Damit ist in PAMPer von einer deutlich längeren Prähospitalzeit auszugehen als in COMBAT.

  • PAMPer: luftgestützter Transport, COMBAT: bodengebundener Transport

  • PAMPer: mehr als 20% Sekundärtransporte von peripheren Kliniken ins Traumazentrum, COMBAT: ausschließlich Primäreinsätze

  • PAMPer: mehr als 80% stumpfes Trauma, COMBAT: ca. 50% stumpfes Trauma

  • In der PAMPer-Studie waren offensichtlich deutlich mehr Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma eingeschlossen als in der COMBAT: Abbreviated Injury Score (AIS) Head in PAMPer im Median 1 bzw. 2, in COMBAT in beiden Gruppen 0 (was wiederum zu dem höheren Anteil an penetrierenden Traumen passt.

  • In der PAMPer-Studie war bei fast 50% der Patienten der GCS < 8, in der COMBAT-Studie lag der Median des GCS dagegen in beiden Gruppen bei 14 (IQR: 7 bzw. 8 bis 15), d. h. also nur bei etwa 25% der Patienten kann hier ein GCS < 8 vorgelegen haben.

  • Die Verletzungsschwere insgesamt ist leider zwischen beiden Studien nicht zu vergleichen, da in PAMPer der Injury Severity Score (ISS) angegeben wird, in COMBAT dagegen der New ISS.

  • In PAMPer war dem Team bewusst, wann Plasma mitgeführt wurde und wann nicht; in COMBAT dagegen war das Team bis zum Öffnen der Kühlbox verblindet.

  • In PAMPer wurde bereits aufgetautes Plasma („thawed plasma“) mitgeführt, in COMBAT Fresh frozen Plasma, das zunächst noch aufgetaut werden musste; dies dauerte im Median 3 min.

  • in PAMPer wurde in 42% der Patienten der Kontrollgruppe und 26% der Plasmagruppe bereits prähospital Erythrozytenkonzentrate (EK) verabreicht. In der COMBAT-Studie standen prähospital keine EK zur Verfügung.

  • Das applizierte Volumen an Kristalloiden war mit 900 ml in der Kontrollgruppe und 500 ml in der Plasmagruppe der PAMPer-Studie deutlich höher als in der COMBAT-Studie mit 250 bzw. 150 ml.