Neurologie up2date 2019; 2(03): 283-298
DOI: 10.1055/a-0803-5596
Neuroonkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neues zur Diagnostik und Therapie von Gliomen

Antje Wick
,
Wolfgang Wick
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Publication Date:
08 August 2019 (online)

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Die zunehmend molekular basierte Klassifikation der hirneigenen Tumoren verspricht eine verbesserte prognostische Einteilung und eröffnet Optionen für neue Behandlungsansätze und molekular stratifizierte Studien. Herausragende grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse in der Molekulargenetik, der Immunologie und nicht zuletzt hinsichtlich der Wachstumsmuster von Gliomen erlauben die Entwicklung innovativer Konzepte.

Kernaussagen

Bei Vorliegen des Verdachts einer Hirntumorerkrankung nach Durchführung der Bildgebung der Wahl – MRT – ist prinzipiell eine histologische Sicherung anzustreben.

  • Eine leitliniengerechte Diagnostik erfordert gemäß der aktuellen WHO-Klassifikation auch die Bestimmung molekularer Marker.

  • Patienten mit einem Hirntumor sollten vor einer diagnostischen oder therapeutischen Maßnahme in einem interdisziplinär besetzten Tumorboard beraten werden. Dies gilt auch für die Planung eines chirurgischen Eingriffs (außer in Notfallsituationen).

  • Prinzipiell ist eine leitliniengerechte Therapie anzustreben. Hierbei unterscheiden sich die nationalen und die europäischen Leitlinien nicht.

  • Insbesondere Patienten mit prognostisch günstigen (gem. WHO-Grad oder molekular) Tumoren profitieren von einer Ergänzung der Strahlentherapie durch eine Chemotherapie.

  • Tumortherapiefelder verlängern in einer Studie bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom das Gesamtüberleben, stellen allerdings keinen Therapiestandard dar.

  • In der Progression kommen in Abhängigkeit vom Gesamtzustand, einer Möglichkeit für Re-Operation oder Re-Bestrahlung, Studienoptionen, Patientenwunsch und bisher eingesetzten Therapien sehr individuelle und nicht mehr formal nach WHO-Grad differenzierte Schemata zum Einsatz.

  • Für keine der molekular zielgerichteten Therapien oder Immuntherapien liegen bisher vergleichende Daten mit Signalen für Effektivität vor. Dennoch stellen molekulare Untersuchungen, Immunintervention und die aktuell erforschten Gliomnetzwerke attraktive Konzepte für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Gliomen dar.