Zusammenfassung
Abstrakt Einleitung Weisheit ist eine menschliche Fähigkeit zur Bewältigung schwieriger Lebensprobleme,
bzw. eine spezielle Art von Problemlösefähigkeit und damit eine wichtige Ressource
in der Alltagsbewältigung. Sie findet in der psychologischen Forschung und auch der
klinischen Praxis zunehmende Beachtung. Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung
der Verteilung und Korrelationen von Weisheitseinstellungen bei psychosomatischen
Patienten unter Anwendung der neu entwickelten 12-WD-Skala.
Material und Methoden Mit der 12-WD-Skala werden 12 Dimensionen der Weisheit erfasst. Diese Skala wurde
bei 202 unausgelesenen stationären Patienten einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik
als Teil der Routine-Eingangsuntersuchung eingesetzt. Es standen zusätzlich Daten
aus der Basisdokumentation zu Verfügung. Zusätzlich füllten die Patienten die Differentielle
Lebensbelastungsskala (DLB), die Allgemeine Gerechtigkeitsskala (GWAL) und eine Verbitterungs-Skala
(PTED-Skala) aus. Aus der Basisdokumentation konnten soziodemografische und klinische
Daten hinzugezogen werden.
Ergebnisse Die Verteilung des globalen Weisheitsscores entspricht annähernd einer Normalverteilung.
Der Mittelwert liegt mit M=4,50 (SD=0,71) im positiven Bereich. Eine Faktorenanalyse
ergab 3 Faktoren, die als „Nüchternheit und Realitätssinn“, „Gelassenheit“ und „Selbstbescheidung“
bezeichnet werden können und insgesamt 53,7% der Gesamtvarianz erklärten. Es fanden
sich positive Korrelationen des Weisheitsscores mit der allgemeinen Lebenszufriedenheit
und dem Alter, negative mit Gerechtigkeitsansprüchen und Verbitterung, jedoch keine
mit dem Bildungsgrad.
Diskussion Die Ergebnisse zeigen, dass die Patienten im Durchschnitt Weisheitseinstellungen
eher bejahen. Eine höhere Zustimmung ist mit einer besseren Lebensbewältigung assoziiert.
Weisheitskompetenzen bieten einen interessanten Ansatz in der psychotherapeutischen
Behandlung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen, wie dies typischerweise
für psychosomatische Patienten gilt. Die 12-WD-Skala kann hierfür hilfreiche Informationen
liefern.
Abstract
Background Wisdom is a capacity, which is needed in coping with difficult problems in life.
It can be understood as a special type of problem solving skill. It is getting growing
recognition in psychology in general, and in psychotherapy and clinical practice in
particular. Goal of the present study is to assess wisdom competencies and their correlates
in psychosomatic patients, using for the first time the 12-WD-scale.
Method The 12-WD-Scale covers 12 wisdom dimensions. As part of their routine intake assessment,
202 unselected inpatients of a department of psychosomatic medicine filled in the
12-WD-scale together with the differential life burden scale, the global belief in
a just world scale and the posttraumatic embitterment scale. Additional patient and
clinical data could be taken from the routine data.
Results Wisdom scores showed a normal distribution. The mean was in the positive range (4.50,
SD=0.71). A factor analysis showed three factors (sobriety, serenity, modesty), explaining
53.7% of the total variance. There were positive correlations of the wisdom score
with life satisfaction and age, negative correlations with beliefs in justice and
embitterment, but not with formal education.
Discussion The results of the 12-WD-Scale show that psychosomatic patients appreciate wisdom
attitudes and that this is associated with better coping in life. Wisdom competencies
are an interesting field in psychotherapy when patients are burdened by difficult
situations in life. The 12-WD-scale can provide helpful information in this regard.
Schlüsselwörter
Psychotherapie - Gerechtigkeit - Verbitterung - Lebensbelastung - Ressourcen
Key words
psychotherapy - belief in a just world - embitterment - burdens in life - Resources