Aktuelle Kardiologie 2019; 8(01): 32-37
DOI: 10.1055/a-0826-2558
Übersichtsarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Organisationsformen in der modernen Kardiologie

Organisational Forms in Modern Cardiology
Matthias Pauschinger
1   Universitätsklinik Nürnberg, Medizinische Klinik 8 – Kardiologie, Nürnberg
,
Michael A. Weber
2   Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands e. V., Düsseldorf
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Publication Date:
22 February 2019 (online)

Zusammenfassung

Aufgrund der zunehmenden Spezialisierung in den verschiedenen Bereichen der Kardiologie und den immer anspruchsvolleren administrativen Strukturvorgaben und Mindestanforderungen an die ärztliche Qualifikation und Präsenz entwickelt sich ein Spannungsfeld zwischen verschiedenen eigenständigen Kliniken bzw. Departments innerhalb der Kardiologie in großen kardiologischen Kliniken und einer „allgemeinen Kardiologie“, die alle Schwerpunkte ohne Abteilungen oder Departmentstrukturen in sich vereint. Ganz prinzipiell ist eine Unterteilung in Departments bzw. verschiedene Abteilungen nur dann sinnvoll, wenn die Klinik eine entsprechende Größe und Struktur hat. Auf der anderen Seite muss aber auch bedacht werden, dass die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Bereichen/Abteilungen/Departments so geregelt sind, dass die genannten Strukturvorgaben vollumfänglich realisiert werden können, um nachhaltig Qualitätsvorgaben und die inzwischen mannigfaltigen Erlösvoraussetzungen zu erfüllen. Das setzt auch interne Regelungen wirtschaftlicher Interessen im Vorfeld voraus wie z. B. ein einheitliches Budget mit jedoch differenzierter Darlegung der Leistungsdaten in den verschiedenen Bereichen inklusive Deckungsbeiträgen. Das kardiologische Behandlungsspektrum ist in weiten Teilen bestimmt durch Notfälle. Deshalb muss die Behandlung dieser Patienten in der Notaufnahme (Chest Pain Unit) und auf der Intensivstation in der Hand der Kardiologen bleiben, um eine optimale Versorgung zu sichern. Eine Unterteilung in eigenständige kardiologische Kliniken widerspricht zum Teil dem politischen Wunsch und den derzeitigen positiven Erfahrungen von Zentrumsbildungen. Wenn eine Einrichtung die entsprechende Größe hat, kann es sinnvoll sein, sogenannte Herzzentren mit Integration der Herzchirurgie zu bilden. Die wirtschaftliche Struktur dieser Herzzentren muss sehr differenziert etabliert werden, um Fehlentwicklungen und einen ungesunden internen Wettbewerb zu verhindern. Die robuste Erfüllung von Strukturvorgaben bestimmt inzwischen die Planung fast mehr als die Erfüllung medizinisch-fachlich gebotener Voraussetzungen, um einen nachhaltigen Bestand der gewählten Organisationsform der kardiologischen Klinik zu sichern. Sektorenübergreifende Versorgungsformen müssen in Zukunft mehr zur Anwendung kommen.

Abstract

The increasing specialization into different cardiological sub-specialities, the ever more stringent specifications regarding administrative structures and the increase in the minimum requirements with respect to physiciansʼ medical qualifications and attendance times have led to conflicting approaches, with some clinical centres preferring to set up separate independent cardiology clinics or departments within a big cardiology hospital and other centres opting for a general cardiology department which combines all sub-specialities into a single unit and does not have separate departments or departmental structures. In principle, subdividing a cardiology clinic into departments or sub-departments only makes sense if the clinic is sufficiently large and has the appropriate organisational structures. It is also important to ensure that the different areas/sub-departments/departments dovetail in such a way that they can fully implement structural requirements and meet quality requirements and the requisite revenue conditions. This means that rules must be drawn up beforehand and in-house to regulate economic interests, e.g., by agreeing on a single budget but one which includes a detailed presentation of the performance data of the different areas including their respective contribution margins. The range of cardiological treatments is largely determined by emergencies. To ensure that these patients receive optimal care, their treatment in the Accident & Emergency Department (Chest Pain Unit) and in the intensive care unit must be in the hands of the cardiologist. Subdividing a cardiology facility into separate cardiological clinics runs contrary to political aspirations and the current positive experience of creating centres of specialised medicine. If the facility is sufficiently large, it might make sense to create a heart centre which would include heart surgery. The economic structure of such a heart centre would have to be carefully demarcated to avoid undesirable developments and unhealthy internal competition. It is now the case that carefully complying with structural requirements has become almost more important for planning than fulfilling medically advisable requirements which would ensure the long-term survival of the cardiological clinicʼs chosen form of organisation. In future, cross-sectoral forms of care should become more widely available.

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Graphical Abstract. Die Organisationsform der kardiologischen Klinik ist so zu gestalten, dass alles unter einem Dach einer kardiologischen Klinik vereint ist. Das Fundament der kardiologischen Klinik sind die Normalstationen sowie die Intensivstation unter kardiologischer Leitung und dazugehörend die Notaufnahme, um die Patientenflüsse optimal zu gestalten. Um die speziellen Bereiche wie koronare Herzerkrankung, Rhythmologie, Herzinsuffizienz, kardiale Bildgebung (MRT/CT) und strukturelle Herzerkrankung gut abzubilden, müssen diese als spezielle Bereiche gestaltet werden, um diese gut miteinander zu verbinden.