Psychiatr Prax 2019; 46(03): 166
DOI: 10.1055/a-0855-9922
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stellungnahme

Julia Grempler
Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg, Abteilung Psychiatrie I der Universität Ulm
,
Tilman Steinert
Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg, Abteilung Psychiatrie I der Universität Ulm
,
Petra Schmid
Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg, Abteilung Psychiatrie I der Universität Ulm
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Publication History

Publication Date:
03 April 2019 (online)

Wir danken Herrn Zinkler und Herrn Waibel für die Gelegenheit zu klärenden Erläuterungen. Wir freuen uns über ihr Engagement im Bereich Nichtraucherschutz und „Rauchfreie Psychiatrie“. Ähnliche Strategien zum Nichtraucherschutz wie die Abschaffung bzw. Umgestaltung von Raucherzimmern und das Errichten von Raucherpavillons in den Außenbereichen haben wir ebenfalls umgesetzt, was auch zur Verleihung entsprechender Zertifikate geführt hat. Allerdings sind die Bedingungen in einem Zentrum für Psychiatrie komplexer. Für ein komplettes Rauchverbot fehlt z. B. in Baden-Württemberg die rechtliche Grundlage. So sind nach dem Landesnichtraucherschutzgesetz für Patienten in geschlossenen Abteilungen der Psychiatrie Möglichkeiten zum Rauchen vorzuhalten. Das betrifft die Forensische Psychiatrie, die leider noch nicht immer die geeigneten baulichen Voraussetzungen hat, um ein Rauchen in gesicherten Freiflächen zu ermöglichen. In den allgemeinpsychiatrischen Abteilungen, auch wenn diese vorübergehend geschlossen geführt werden, konnte dies dagegen inzwischen durchgängig realisiert werden. Ferner gibt es im Gelände ein psychiatrisches Wohnheim. Ein Verbot des Rauchens in den privaten Wohnräumen ist rechtlich und ethisch problematisch. Das Freigelände schließlich ist öffentlicher Raum und kann nicht mit Verboten belegt werden, ist aber doch ein erheblicher Teil der Gesamtkultur. Wir sehen anhand unserer Daten, dass alle bislang eingeführten Änderungen insgesamt zu schwach sind, um sich nachhaltig auf die Abstinenzraten auszuwirken. Auch wenn uns diese Ergebnisse nicht gefreut haben – psychiatrische Einrichtungen, ihre Patienten und ihre Beschäftigten sind trotz unserer Anstrengungen nach wie vor das Schlusslicht eines gesamtgesellschaftlichen Trends zum Nichtrauchen.