Pneumologie 2019; 73(03): 140-141
DOI: 10.1055/a-0868-6991
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Klaus F. Rabe
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Publication Date:
12 March 2019 (online)

Sehr geehrter Herr Dr. Velasco Garrido,

vielen Dank für Ihr Schreiben an die Herausgeber der Zeitschrift „Pneumologie“. Hierzu nehmen wir gerne Stellung und danken Ihnen für die offenen Worte. Sie sprechen unser Vorgehen in einer Debatte an, bei der wir, trotz langjähriger fruchtbarer Zusammenarbeit zu vielen anderen zentralen Anliegen der Pneumologie, mit einigen Protagonisten nicht zusammenkommen. Sie halten uns entgegen, dass wir einer Darstellung, der wir auf vielen Kanälen und in diversen Punkten widersprochen haben, Legitimität verleihen. Es gehört zu unseren Aufgaben, auf unserem Gebiet gute, geprüfte Informationen bereit zu stellen.

Wie Sie auch der Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (https://www.dzl.de/index.php/de/presse-und-events/news/480-dzl-zu-luftschadstoffen-8-fakten) entnehmen können, gehören die mit langjährig entwickelten Standards und Kontrollverfahren geprüften Langzeit- und Breitenstudien der Epidemiologie zu den wichtigsten Verfahren, die wir angesichts komplexer und mittelbar wirkender Phänomene zur Verfügung haben: „1. ... Epidemiologie ist eine ausgewiesene wissenschaftliche Fachrichtung, welche als eines ihrer wesentlichen Ziele verfolgt, Langzeitrisiken von Umwelt- und Lebensstilfaktoren für die Bevölkerung zu erkennen und in ihrer Bedeutung abzuschätzen. Große Beobachtungszahlen, verschiedenartige Beobachtungssituationen und komplexe mathematische Modelle, unterstützt durch toxikologische Studien, werden eingesetzt, um ursächliche Zusammenhänge von zufälligem Zusammentreffen von Ereignissen zu unterscheiden. 2. Zahlreiche Fragestellungen können nur mit den Methoden der Epidemiologie beantwortet werden, da niemand Menschen über Jahre und Jahrzehnte einem „kontrollierten Versuch“ mit Schadstoffexposition aussetzen würde. So stammt z. B. die von niemandem mehr hinterfragte Erkenntnis, dass Rauchen gesundheitsschädigend ist, aus epidemiologischen Untersuchungen. …“

Eben deshalb waren auch Epidemiologen maßgeblich am Positionspapier der DGP beteiligt, das wir, wie insbesondere im Beirat und in der Mitgliederversammlung der DGP 2018 in Dresden zur Diskussion gestellt, durch international angesehene Wissenschaftler verschiedener renommierter Forschungseinrichtungen fachgerecht haben auswerten lassen.

Diese Auswertung haben wir schon vor der von Ihnen angesprochenen Mail als offizielles DGP-Papier in einem Schreiben an die Mitglieder versandt, auf der Webseite der Fachgesellschaft eingestellt und an die Presse zirkuliert (letztere primär über einen direkten Presseverteiler, aber auch auf der von Ihnen erwähnten Seite lungenaerzte-im-netz).

Es war und ist richtig, den aktuellen Forschungsstand wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Da Luftschadstoffe als wichtigster umweltbedingter Risikofaktor in ihrer Reduktion ein erhebliches Präventionspotenzial bieten, war es für eine der Therapie und Prävention verpflichtete Fachgesellschaft wichtig, diese Ergebnisse und die ihnen zugrunde liegenden Quellen öffentlich sichtbar zu machen.

Wenn Mitglieder der Gesellschaft widersprechen, kann es nicht darum gehen, den Zugang zum selben Verteiler zu verweigern.

Nicht immer finden unbequeme Ergebnisse und Antworten zu einem komplexen Problem den gleichen Anklang. Wir haben in zahlreichen Interviews und mit Unterstützung hoch spezialisierter Forscherinnen und Forscher durch die Beantwortung von journalistischen Fragen beharrlich Informationen verfügbar gemacht und Antworten angeboten.

Leser müssen die Einwände prüfen können. Das ermöglichen wir nicht, indem wir uns abweichenden Positionen in den Weg stellen oder sie verschweigen, sondern indem wir ihnen inhaltlich etwas entgegensetzen und die Unterschiede herausarbeiten. Wir machen deutlich, auf welche Quellen sich unsere Einschätzungen stützen und warum wir ihnen vertrauen.

Anliegen der Pneumologie sind der Schutz vor und die Versorgung der Bevölkerung bei Lungenkrankheiten. Der Offenlegung von Interessen, die dazu im Konflikt stehen oder zu Voreingenommenheit führen können, messen wir große Bedeutung bei.

Wir freuen uns, auf dem Kongress und in einer bereits geplanten Folgeveranstaltung über die Einordnung solcher Auswirkungen und aktuelle Forschungsergebnisse zu sprechen. Eine nach wie vor aktuelle Übersicht hierzu bietet das Positionspapier Atmen der DGP. Wer dies noch nicht gesehen hat, kann es jederzeit auf der Homepage der DGP www.pneumologie.de downloaden und sich die Druckfassung zusenden lassen.

Wir danken Ihnen für den Anstoß.

Professor Dr. med. Klaus F. Rabe
Präsident der DGP