Nervenheilkunde 2019; 38(05): 326
DOI: 10.1055/a-0882-9585
Gesellschaftsnachrichten
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie e. V.

Tom Bschor
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Publication Date:
06 May 2019 (online)

Umfrage unter den Teilnehmern des Facharztkurrikulums Psychiatrie

‚Ich mache Psychiatrie, weil man so viele skurrile Menschen kennen lernt’

Die Facharztkurrikula Psychiatrie und Neurologie der BGPN erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. Wir haben uns gefragt, wer die Teilnehmer sind, was sie bewogen hat ihre Fachrichtung zu wählen und was sie über die Facharztweiterbildung denken. Außerdem haben wir uns für verrückte Patienten- oder Klinikerlebnisse interessiert. In diesem Artikel wollen wir die Antworten einiger Teilnehmer des Facharztkurrikulums Psychiatrie 2018 kurz vorstellen.

An unserer kleinen Umfrage haben 16 Personen teilgenommen, davon genau die Hälfte weiblich und die Hälfte männlich mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren. 12 Personen kamen aus dem Bereich der Psychiatrie, 4 aus dem Bereich der Neurologie. Die angehenden Psychiater beantworteten die Frage, wieso sie sich diese Disziplin ausgesucht hätten unter anderem mit der besseren Möglichkeit der Betreuung der Patienten und der Vielfältigkeit der Arbeit. Diese liegt, wenn man nach den Antworten der Teilnehmer geht, nicht nur in der Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, sondern vor allem auch an den erfrischend authentischen Patienten und den mitunter ungewöhnlichen Menschen und ihren skurrilen Geschichten. Weiterhin wurden ein großes Interesse für Anamnese der Patienten sowie die Faszination an der menschlichen Psyche als Gründe genannt, ebenso wie die Ansicht, dass die Psychiatrie existenzielle Fragen stellt.

In der Facharztausbildung gefiel den Teilnehmern vor allem die Psychotherapieausbildung (anderen wiederum gar nicht), die Akutpsychiatrie (anderen wiederum gar nicht) und der somatische Anteil an der Psychiatrie (anderen wiederum gar nicht), genauso wie die Fortbildungsangebote, die Tatsache immer einen Ansprechpartner zu haben und die Vielfalt der Weiterbildung.

Als schlechteste Erfahrungen wurden unter anderem geäußert: ‚Zwang und Gewalt’, ‚die Psychotherapieausbildung in der Freizeit und trotzdem das Gefühl, weniger als Psychologen zu wissen’, ‚Nachtdienste’. Für die Zukunft wünschen sich einige der angehenden Psychiater weniger Somatik und mehr Psychotherapie (andere wiederum gar nicht…), mehr Supervision an Kliniken, inspirierende Arbeitsumfelder und die Praxisniederlassung.

Wir haben hier noch einige besondere Erlebnisse im Klinikalltag unserer Teilnehmer zusammengetragen: Mein verrücktestes Patienten- oder Klinikereignis war

  • ‚eine Patientin, die sich für die Ehefrau von George Clooney hielt und mit entsprechendem Namen die Entlassung gegen ärztlichen Rat unterschrieb’

  • ‚eine Blutabnahme bei mir selbst, um von einem psychiatrischen Patienten Labor für das Clozapin-Diff-BB zu bekommen („Ich nur, wenn Sie auch!“). Die Blutentnahme führte eine Kollegin mit drei Jahren Neuro-ITS-Erfahrung durch und verpasste mir mit zitternden Händen das Hämatom meines Lebens’

  • ‚Jeder Dienst ist ein verrücktes Erlebnis’


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