PSYCH up2date 2019; 13(06): 503-515
DOI: 10.1055/a-0888-7876
Essstörungen, somatische Belastungsstörungen, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen

Psychische Erkrankungen im Arbeitskontext – eine Verortung im Versorgungssystem

Simone Braun
,
Franziska Kessemeier
,
Elisabeth Balint
,
Elena Schwarz
,
Michael Hölzer
,
Harald Gündel
,
Eva Rothermund

Arbeit und psychische Gesundheit stehen in einer engen wechselseitigen Beziehung zueinander. Bei einem negativen Einfluss ist dann häufig von Burnout die Rede. Die Symptomatik kann jedoch vielfältig sein, ebenso wie der Grad des Arbeitsbezuges. Dieser Beitrag beschreibt die Hintergründe, gibt Orientierung bei begrifflichen und diagnostischen Einordnungen und informiert über therapeutische Konzepte und Handlungsempfehlungen.

Kernaussagen
  • Arbeitsbezogene psychische Erkrankungen treten häufig auf – arbeitsbedingte Faktoren sind dabei für den Behandlungserfolg relevant und sollten in der Psychotherapie Beachtung finden.

  • Arbeitsstressmodelle beschreiben evidenzbasiert die Zusammenhänge zwischen Arbeit und psychischer Gesundheit.

  • Die Symptomatik arbeitsbezogener psychischer Störungen ist heterogen, eine eindeutige diagnostische Einordnung dadurch häufig erschwert.

  • Der Symptomkomplex Burnout beschreibt einen chronischen Stresszustand mit Arbeitsbezug und kann in der therapeutischen Arbeit konstruktiv genutzt werden.

  • Die internationale Einteilung arbeitsbezogener Störungen der ILO bildet den Grad des Arbeitsbezugs psychischer Erkrankungen ab.

  • Interventionen sollten möglichst im Rahmen betriebsnaher Versorgungsnetzwerke erfolgen, um Symptome zu verringern und gleichzeitig die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu beschleunigen.

  • Die Psychosomatische Sprechstunde im Betrieb ist eine Kooperation zwischen Betrieben und psychotherapeutischen Experten: Betroffene Mitarbeitende erhalten so niedrigschwellig und zeitnah Hilfe im Rahmen einer Kurzintervention.

  • In der arbeitsbezogenen Psychotherapie steht der Arbeitsplatz im Fokus. Wichtige Elemente sind eine Arbeitsanalyse, die Erarbeitung eines individuellen Belastungs-Beanspruchungs-Modells sowie die Planung und Begleitung der Rückkehr ins Erwerbsleben.

  • Anders als in vielen anderen Ländern existieren in Deutschland keine nationalen Leitlinien zur Therapie arbeitsbezogener psychischer Störungen.



Publication History

Publication Date:
30 October 2019 (online)

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York