Laryngorhinootologie 2019; 98(10): 663-664
DOI: 10.1055/a-0954-7467
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Liebe Leser der LRO,

Andreas Dietz
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Publication Date:
14 October 2019 (online)

mittlerweile halten Sie das Oktoberheft des nun definitiv langsam in den Herbst ziehenden Jahres in den Händen. Ich denke, der Inhalt lädt zum Schmökern bei Kaminfeuer und jungem Wein in ruhigen Abendstunden ein.

Hinweisen möchte ich auf den von türkischen Kollegen publizierten Artikel zur Septumplastik und wie Schmerzmittel-angereicherte Nasentamponaden wirken könnten [1]. Dieses nicht neue Thema wird diskutiert und Kollege Jäckel findet einen wunderbaren Bogen über die Schwächen, Nachteile und vor allen Dingen den letztlichen Grund, warum sich diese Schmerzmittel-angereicherten Tamponaden bislang nicht durchgesetzt haben. Das Thema bleibt also noch offen und bietet Raum für weitere Ideen.

Aus seinem „Nähkästchen“ berichtet Herr Kollege Nawka über die Verfahrensweise bei Verruca vulgaris des Larynx [2]. Er weist mit Recht auf die große Gefahr dieser Läsion im Sinne einer prä-cancerösen Veränderung hin, die man engmaschig im Auge behalten sollte, da das Umkippen in Richtung Malignom jederzeit möglich erscheint.

Die Kollegen Huppert und Brandt schreiben in der Übersicht zu Schwindel und der Einschätzung der Fahreignung einen kritischen Abriss zum Stellenwert der aktuellen Leitlinien in dieser Frage [3]. Der Artikel deckt teilweise praxisferne Schwächen der seit 2014 gültigen Begutachtungsrichtlinien zur Fahreignung von Patienten mit Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auf, die entsprechend kritisch diskutiert werden und zum Nachdenken anregen.

In einer weiteren Übersicht berichten Kollegin Scholz und Ko-Autoren aus dem Bereich Augenheilkunde über aktuelle Therapiekonzepte bei oberflächlichen malignen Tumoren [4]. Da die im Lidbereich sowie der Konjunktiva aufgeführten Tumore auch für den Hals-, Nasen- Ohrenarzt interessant sind, sollte dieser Artikel Ihre Neugierde wecken.

Sehr empfehlen möchte ich den aus verschiedenen Kliniken zusammengestellten Artikel zum Thema Ausbildungscurriculum zum Zertifikat Diagnostik und Therapie oropharyngealer Dysphagie inklusive FEES der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie und der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie [5]. In diesem Artikel wird zum einen der Hintergrund sowie die Umsetzung der FEES sowie das aus drei Modulen bestehende Fortbildungscurriculum zur FEES vorgestellt. Tatsächlich sehen wir in dem Bereich Diagnostik-Dysphagie deutlichen Handlungsbedarf und eine Schulungsnotwendigkeit von Hals-, Nasen- Ohrenärzten, will man das Feld nicht zukünftig der Neurologie bzw. anderen Nachbardisziplinen überlassen. Hier ist also die Initiative innerhalb unseres Faches gefragt.

Aus der Freiburger Klinik stellen Mansour und Kollegen eine Originalarbeit zur Differenzialdiagnostik sonografisch echoarmer Kopf-Halsläsionen vor [6].

Frau Lottner aus Erlangen berichtet in der Originalarbeit zur Hörgeräteversorgung mit dem Titel: „Kann die Begrenzung der Leistungspflicht der Krankenkassen durch Festbeträge bei medizinischer Indikation erfolgreich vor den Sozialgerichten angefochten werden?“, eine umfangreiche Abhandlung zum Thema [7].

Das Lemierre-Syndrom im Rahmen einer akuten Sinusitis sphenoidalis stellt den aktuellen interessanten Fall dar [8].

Frau Hübner und Herr Wienke stellen in der Rubrik Gutachten und Recht die aktuelle rechtliche Situation nach Oberlandesgerichtsentscheid dar, wonach nochmals festgestellt wurde, dass medizinisch-wissenschaftliche Leitlinien nicht justiziabel sind [9]. Die Abhandlung ist insofern lesenswert, da trotz nicht direkter Justiziabilität der Sinn der Leitlinienentwicklung, stets eine hohe Behandlungsqualität im Einzelfall zu gewährleisten, unterstrichen wird. Insbesondere in der Onkologie haben Leitlinien (S3-Leitlinienprogramm Onkologie) einen hohen Stellenwert erreicht und werden aktuell als sogenannter Standard wahrgenommen. Es wird zukünftig immer schwerer vom entsprechenden Standard abzuweichen, da zunehmend die Leitlinien mit den Qualitätsindikatoren als Zentrums-Zertifizierungsgrundlage verknüpft werden. Auf die weiteren Entwicklungen auf diesem Gebiet darf man gespannt sein.

Abgeschlossen wird das Oktoberheft mit einer sehr schönen Facharztwissen-Darlegung zur Chirurgie des Larynx – Teil 2 a: maligne Läsionen – aus der Magdeburger Klinik von Arens et al. [10].

Ich wünsche Ihnen allen herbstliches Lesevergnügen und verbleibe mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. med. A. Dietz
Schriftleitung