ergopraxis 2019; 12(10): 48-49
DOI: 10.1055/a-0957-9271
Perspektiven
Schwarzes Brett
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Schwarzes Brett

Further Information

Publication History

Publication Date:
04 October 2019 (online)

Stars of Daily Living – 5. Kongress der Ergotherapie in der Schweiz

Zoom Image
Austragungsort des Schweizer Ergotherapiekongresses war die Tessiner Fachhochschule, ein ehemaliges Kloster.
Abb.: Thieme Gruppe

Alle vier Jahre lädt der ErgotherapeutInnen-Verband Schweiz (EVS) zum Kongress. Am 6. und 7. September 2019 war es wieder so weit: Unter dem Motto „Stars of Daily Living“ fanden rund 300 Ergotherapeuten den Weg ins Tessin nach Locarno – direkt gelegen am Lago Maggiore.

Ein besonderes Highlight am ersten Veranstaltungstag war eine Podiumsdiskussion: Fünf Nicht-Ergotherapeuten sprachen über ihre Berührungspunkte mit der Ergotherapie, das Tätigsein und das Dazugehören. Eine 42 Jahre alte Kunsthistorikerin mit Depression erkannte, dass sie etwas bewegt, wenn sie tätig ist. Und dass sie sich der Krankheit ausliefert, wenn sie nicht tätig ist. Mit der Ergotherapie verband sie nicht die besten Erinnerungen. Sie fühlte sich als erwachsene Klientin nicht ernst genommen. Um sich in der Therapie auf Handwerk oder Spiele einzulassen, hätte sie professionelle Argumente gebraucht, warum genau das für ihre Krankheit wichtig ist. Zudem wäre eine Zielsetzung hilfreich für sie gewesen, mit der sie die kleinen Schritte im Alltag hätte sehen und besser wertschätzen können.

Ein weiterer Podiumsgast, ein niedergelassener Hausarzt, träumte von einem Gesundheitshaus, in dem verschiedene Professionen zusammenarbeiten, auf Augenhöhe kommunizieren und sich regelmäßig austauschen. In seiner Praxis komme er zu wenig mit Ergotherapeuten in Berührung, mit denen er die Kultur der kleinen Schritte teilt. Genau wie Ergotherapeuten hofft auch er bei seinen Patienten immer auf das Erreichen des großen Ziels.

Fachkräfte
Auch in der Schweiz fehlen Fachkräfte. Aktuell bräuchte es 600 mehr Ergotherapeuten, um den Bedarf zu decken.

André Bürki, Geschäftsführer des EVS, betonte am zweiten Kongresstag, wie wichtig es ist, dass der Verband und die Hochschulen zusammenarbeiten – auch um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: „Wir können es uns als kleine Berufsgruppe nicht leisten, gespalten aufzutreten.“ Darüber hinaus ermutigte er die Teilnehmer, ihr Potenzial hinsichtlich Inklusion und sozialer Gerechtigkeit in Zeiten der Globalisierung zu nutzen: „Da können wir uns als Profession profilieren.“ In der Schweiz besteht seiner Meinung nach beispielsweise großer Bedarf an Gemeindearbeit – wenn die Ergotherapie will, so Bürki, kann sie an Bedeutung gewinnen und Einfluss nehmen.

GS