Zusammenfassung
Die Behandlung obstruktiver Beschwerden des Anorektums stellt eine Herausforderung
dar. Die Vorhersagewahrscheinlichkeit eines Erfolges chirurgischer Maßnahmen ist weiterhin
unsicher. Aufgrund der aus dem tiefen Rektum intramural vermittelten Rückmeldesignale
und konsekutiver Motilitätsmodulation des Kolorektums können morphologische Veränderungen
nicht allein zur Indikationsstellung herangezogen werden. Andererseits gilt es, die
Physiologie des enterischen Nervensystems in die Indikationsstellung und Verfahrenswahl
mit einzubeziehen. Rektozelen können ein morphologisches Korrelat für eine Outlet-Obstruktion
darstellen. Es kann hier nach der Höhenlokalisation in hohe, mittlere und distale
Formen unterteilt werden, deren Erscheinungsbild sich in den oberen Dritteln eher
flächig darstellt, deren Genese eng mit der Anzahl der Geburten korreliert und die
Evaluation der Levatorenschenkeldistanz erforderlich macht. Die distalen tiefen verhaltbildenden
Formen finden sich auch bei Nulliparae und haben ihre Ursache in einem transversen
Querriss direkt oberhalb der Verankerung des Septums am Perineum. Bei diesen Patientinnen
mit ventraler distaler Ventilrektozele überprüften wir die Ergebnisse der Versorgung
mittels interner Vollwandraffung und Mukosaresektion im Hinblick auf die Kurz- und
Langzeitergebnisse, Komplikationen, ODS-Symptomatik und insbesondere mit der Frage
nach der Entstehung von De-novo-Urge oder Clustering. Im Zeitraum zwischen Januar
2009 und Januar 2014 erfolgten 35 Eingriffe bei distalen tiefen symptomatischen ventralen
Rektozelen in modifizierter Technik nach Sullivan. Es fanden sich keine intraoperativen
oder frühpostoperativen Komplikationen, in den Kontrollen nach 2 Wochen keine Nahtdehiszenzen
oder Blutungen, 4 Wochen postoperativ keine Urge-Symptomatik, kein Clustering. In
einer Langzeitbefragung (2 – 7 Jahre) postoperativ gaben über 80% an, ihr Operationsergebnis
subjektiv dauerhaft positiv zu bewerten. Der mittlere obstruktive Defäkations-Score
(ODS) nach Altomare et al. wurde um 9 Punkte reduziert.
Abstract
Discrimination between functional and morphological influences in obstructive defecation
syndrome is challenging. The predictability of surgical success is still in discussion.
Final understanding of the rectally induced variability in colonic motility is still
missing, so that morphological changes cannot solely serve as indication. Finally
the physiology of the enteric nervous system has to be taken into account in choosing
an approach. A modified Sullivan procedure was tested in the treatment of distal deep
rectocele with respect to short- and long-term results for complications, obstructive
symptoms and explicitly with regard to urge and clustering complaints. Between January
2009 and January 2014, 35 women complaining of obstructive symptoms with distal deep
rectocele were operated on in a modified Sullivan technique. There were no intraoperative
nor early postoperative complications; 4 weeks postoperatively no urge or clustering
was discovered. In a long-term questionnaire, more than 80% of the patients were satisfied
with the procedure; the mean obstructive defecations score was lowered by 9 points.
Schlüsselwörter
Rektozele - ODS - Sullivan - Langzeitergebnisse
Key words
rectocele - ODS - Sullivan - long-term outcome