Radiologie up2date 2019; 19(04): 391-402
DOI: 10.1055/a-0966-5977
Pulmonale und kardiovaskuläre Radiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die neuen 2019er-ESC-Leitlinien zur Diagnose und Management des chronischen Koronarsyndroms (CCS): Was ändert sich für die Bildgebung?

The New 2019-ESC-Guidelines for the Diagnosis and Management of Chronic Coronary Syndromes (CCS): What are the changes for Imaging?
Matthias Gutberlet
,
Christian Krieghoff
,
Robin Gohmann
,
Christian Lücke
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Publication Date:
06 December 2019 (online)

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Zusammenfassung

Aus der stabilen koronaren Herzerkrankung ist in den 2019er-ESC-Leitlinien das chronische Koronarsyndrom geworden. Das ist aber nicht die einzige Änderung: Weitere Neuerungen – und damit Themen dieses Beitrags – sind die Stärkung der nicht invasiven kardiovaskulären Diagnostik, die neue Datengrundlage zur Berechnung der Vortestwahrscheinlichkeit und die Einschätzung der klinischen KHK-Wahrscheinlichkeit mithilfe weiterer Risikofaktoren.

Abstract

The expression “stable coronary heart disease” has changed to Chronic Coronary Syndrome (CCS) according to the new 2019-ESC-Guidelines. But this is not the only difference: Further changes – and therefore the topic of this article – are the strengthening of non-invasive cardiovascular imaging, new data on the calculation of the pre-test probability in coronary artery disease (CAD) as well as the introduction of the “Clinical Likelihood” of CAD using additional risk factors.

Kernaussagen
  • In den neuen 2019er-ESC-Leitlinien zur Diagnostik und Therapie des chronischen Koronarsyndroms wird der Einsatz der nicht invasiven kardiovaskulären Diagnostik grundsätzlich gestärkt.

  • Der in den 2013er-Leitlinien noch verwendete Begriff der stabilen KHK entfällt und wird durch den Begriff chronisches Koronarsyndrom (CCS) – im Gegensatz zum akuten Koronarsyndrom (ACS) – ersetzt, um dem meist chronisch progredienten Krankheitsverlauf Rechnung zu tragen.

  • Zur Auswahl eines geeigneten diagnostischen Verfahrens wird weiterhin die Berechnung der Vortestwahrscheinlichkeit herangezogen. Dafür werden aber neue Daten aus Kohortenstudien verwendet, nach denen die Prävalenz der KHK niedriger ist als bisher angenommen und somit weniger Patienten mit sehr hoher Vortestwahrscheinlichkeit direkt für eine invasive Diagnostik infrage kommen.

  • Außerdem werden weitere Risikofaktoren, wie der Koronarkalk in der CT und allgemeine kardiovaskuläre Risikofaktoren, zur Abschätzung der klinischen KHK-Wahrscheinlichkeit mit herangezogen. Dies stärkt insbesondere die Indikation für das morphologische Verfahren der Koronar-CT, aber auch alle ischämienachweisenden Methoden mit Ausnahme des Belastungs-EKGs, das nicht mehr zu den empfohlenen diagnostischen Verfahren in der Primärdiagnostik des CCS gezählt wird.