Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2020; 55(10): 588-602
DOI: 10.1055/a-0967-1368
Topthema
CME-Fortbildung

Erweiterte Reanimationsmaßnahmen: die extrakorporale kardiopulmonale Reanimation

Advanced Resuscitation Measures: Extracorporeal Cardiopulmonary Resuscitation
Florian Ohlemacher
,
Gregor Lichy

Zusammenfassung

Eine extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (eCPR) gilt als Therapieoption bei therapierefraktärem Herz-Kreislauf-Versagen. Sie kann die Überlebensrate mit günstigem neurologischem Ergebnis bei hochselektierten Patienten deutlich verbessern. Dieser Beitrag schildert das Verfahren, die Kriterien bei der Entscheidung zur eCPR sowie die Vor- und Nachteile der beiden Optionen – In-Hospital- und Out-of-Hospital-Variante – der eCPR.

Abstract

An extracorporeal cardiopulmonary resuscitation (eCPR) is considered as a therapy option for cardiovascular failure that is refractory to therapy. It can significantly improve the survival rate with favourable neurological results in highly selected patients. The initially defibrillatable heart rhythm and the short low-flow time < 60 minutes are of particular prognostic value. An essential prerequisite for deciding on eCPR is the existence of a reversible cause for cardiac arrest. Whether an eCPR directly at the emergency site (out-of-hospital variant) or in the clinic, e.g. in the cardiac catheterization laboratory (in-hospital variant) can be recommended must be clarified in further randomized-controlled, multicentre studies. Both variants have advantages and disadvantages. With the out-of-hospital eCPR, the “collapse-to-start-eCPR-time” can be significantly reduced under certain conditions. With the in-hospital eCPR external negative influences can be greatly minimized.

Kernaussagen
  • Die Überlebensrate beim IHCA (In-Hospital cardiac Arrest) war im Jahr 2018 in Deutschland deutlich höher als beim OHCA (Out-of-Hospital cardiac Arrest): 18,9 vs. 13,2%. Bei nach speziellen Kriterien ausgewählten Patienten kann eine eCPR die Überlebensrate auf bis zu 30% verbessern.

  • Patienten können unter bestimmten Entscheidungskriterien zur eCPR ausgewählt werden. Dem initial defibrillierbaren Herzrhythmus und der Low-Flow-Zeit < 60 min kommt hierbei ein besonderer prognostischer Wert zu.

  • Zwingende Voraussetzung bei der Entscheidung zur eCPR ist das Vorhandensein einer reversiblen Ursache für den Herz-Kreislauf-Stillstand. Die eCPR ist eine Überbrückungsmaßnahme bis zur endgültigen Versorgung des Grundleidens.

  • Eine eCPR sollte nur an Kliniken durchgeführt werden, an denen die Vorgaben an ein Cardiac Arrest Center erfüllt werden.

  • Der Entscheidungsprozess zur eCPR ist komplex und sollte daher immer im Konsens durch ein interprofessionelles Team gestaltet werden.

  • Bei einer prähospitalen ECLS-Anlage kann die „Collapse-to-start-eCPR-Zeit“ unter bestimmten Voraussetzungen deutlich geringer sein als bei der In-Hospital-Methode.

  • Bei der In-Hospital-Kanülierung zum ECLS können negative äußere Einflüsse, wie Beeinflussung des Entscheidungsprozesses durch Angehörige und Schwierigkeiten bei der Kanülierung, reduziert werden.

  • Weitere randomisiert-kontrollierte, multizentrische Studien müssen klären, ob zukünftig eine eCPR direkt am Notfallort oder erst nach Transport in die Klinik unter mCPR empfohlen werden kann.



Publication History

Article published online:
14 October 2020

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