B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2020; 36(01): 1
DOI: 10.1055/a-0976-3975
Editorial

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

in kaum einem anderen Gebiet gibt es eine vergleichbar rasante Entwicklung wie zu dem Thema „Rheuma und Bewegung“. Während vor Jahren noch Bewegungstherapien bei rheumatischen Erkrankungen unter dem Verdacht standen, weitere Schäden zu setzen und daher kritisch beäugt wurden, kann man aktuell sogar von einem „Bewegungs-Hype“ bei Rheuma sprechen. Allerdings gilt auch hier eine differenzierte Betrachtung: Hinter dem Begriff „Rheuma“ verbergen sich mehr als 250 verschiedene Erkrankungen mit unterschiedlichen Ansätzen und Indikationen für unterschiedliche Formen der Bewegungstherapie. Bei muskuloskelettalen Erkrankungen, entzündlich-autoimmun oder degenerativ bedingt, werden zum Beispiel Schmerzlinderung, Erhalt und Verbesserung von Funktionen im Vordergrund stehen, während bei Kollagenosen, Vaskulitiden und fibromyalgischen Krankheitsbildern Sporttherapien zur Immun- und Schmerzmodulation durch aerobes Ausdauertraining favorisiert werden. Das vorliegende Heft versucht nun Klarheit in dieses komplexe Wechselspiel zu bringen. Im Übrigen hat die deutsche Patientenselbsthilfevereinigung Rheuma-Liga Bundesverband e. V. passend zu dem Schwerpunktthema des Heftes die Kampagne „aktiv-hoch-r“ (Rheuma und Sport – Spaß – Übungen – Bewegung) ins Leben gerufen.

Mit dem Alter schwinden die Kräfte … – oder doch nicht? Florian Wegener und Hartmut Preuß stellen eine retrospektive Studie an 218 Hochschulbeschäftigten in Rostock vor, in der die altersbedingte Abnahme der Ausdauerleistungsfähigkeit über sportliche Aktivität um zumindest eine Altersklasse kompensiert werden kann. Anti-Aging, was möchte man mehr?

Auch Studierende bedürfen eines möglichst maßgeschneiderten Gesundheitsmanagements – die Heidelberger Kollegen Gerhard Huber und Mona Kellner stellen uns ein diesbezügliches Forschungsprojekt zur Entwicklung eines „House of Studyability“ vor.

Eine besondere Herausforderung stellt die umfassende Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen dar. Die Heterogenität der Pflegebedürftigen gilt es hierbei ebenso zu adressieren wie die Ressourcen der Pflegefachkräfte und der Angehörigen der Pflegebedürftigen. Mit dem Pilotprojekt „POLKA“ der DAK-Gesundheit sollen Leistungen in der stationären Pflege mit Leistungen der betrieblichen Gesundheitsförderung des Pflegefachpersonals verknüpft werden. Baldus et al. Beschreiben, wie das ehrgeizige Modellvorhaben in der einjährigen Vorlaufphase entwickelt wurde und konzeptionell geplant ist.

„Wo sich Wissenschaft und Praxis treffen“: Unter diesem Titel sollen in regelmäßigen Abständen die Grundlagen wissenschaftlicher Methoden für Praktiker und Nachwuchswissenschaftler erläutert werden, um die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis in der anwendungsorientierten Forschung zu verbessern. Im ersten Beitrag werden die Relevanz von Evaluationen in der bewegungsbezogenen Praxis sowie mögliche empirische Studientypen von Andrea Schaller und Stefan Peters vorgestellt.

Ein Heft voller praxisrelevanter Aspekte – viel Vergnügen beim Lesen!

Ihr

Andreas Schwarting



Publication History

Article published online:
17 February 2020

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