Endo-Praxis 2019; 35(04): 166-167
DOI: 10.1055/a-0991-3444
10 Fragen an …
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Endoskopie: eine Faszination aus Technik und Pflege

10 Fragen an ... Ulrike Beilenhoff
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Publication Date:
28 October 2019 (online)

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1. Was hat Sie in die Endoskopie geführt?

Nach dem Examen habe ich auf einer internistischen Station in einem kleinen Krankenhaus im Sauerland gearbeitet, dem Marienkrankenhaus in Wickede-Wimbern. Der neue Chefarzt war Gastroenterologe und wollte die Endoskopieabteilung ausbauen. So kam ich als zusätzliche Kraft mit zunehmender Stundenzahl in die Endoskopie. Morgens wurde auf Station gewaschen, dann ging es in die Endoskopie. Am Wochenende habe ich in meiner Schicht auf meiner Pflegestation Dienst getan. Für heutige Maßstäbe ein abenteuerliches Konstrukt, was aber gut funktionierte, auch Dank zwei fantastischer Teams auf der Pflegestation wie in der Endoskopie.Von diesem pflegerischen Grundwissen habe ich all die Jahre enorm profitiert. Pflegerisches Grundwissen ist auch für die Endoskopie enorm wichtig, weil wir Patienten begleiten, unterstützen und überwachen. Krankenbeobachtung und der „pflegerische Blick“ lassen Gefahren frühzeitig erkennen und im Sinne des Patienten handeln.Die Endoskopie zog mich magisch an, weil mich die Kombination aus intensiver Patientenbetreuung und technischen Herausforderungen sofort faszinierte. Die Endoskopie ist für mich eine Faszination aus Technik und Pflege, weil wir an der Seite des Endoskopikers diffizile Techniken selbst durchführen und auf der anderen Seite Patienten in einer Ausnahmesituation intensiv betreuen und überwachen. Ich bin davon überzeugt, dass hier für uns einiges Entwicklungspotenzial steckt.

2. Wer oder was hat Sie in Ihrer Berufslaufbahn am meisten beeinflusst?

Es waren drei verschiedene Prägungen: Da waren zunächst zwei Krankenschwestern (eine Ordensfrau und eine weltliche Kollegin), mit denen ich in meinem Heimatkrankenhaus zusammengearbeitet habe. Beide haben den Beruf mit so viel Stolz, Fachwissen und Herzblut „gelebt“, dass sie meine Vorbilder vonseiten der Pflege wurden.Als zweite Berufsgruppe haben mich besonders die Endoskopiker geprägt, die sich mit Begeisterung der Disziplin Endoskopie verschrieben hatten und die mir als Krankenschwester das Gefühl gaben, ein gleichwertiger und akzeptierter Partner in der Endoskopie zu sein. Prof. Michael Jung kam aus Mannheim an die Uniklinik nach Frankfurt und prägte als endoskopischer Oberarzt meine Kolleginnen und mich mit seiner akribischen Art auf Details zu achten. Durch regelmäßige Fortbildungen fürs Team und das ständige Nachfragen nach dem Warum hat er das Mitdenken und den Wissensdurst gefördert. Aus dieser Art der Zusammenarbeit entstand ein gesundes Selbstverständnis, was Pflege in der Endoskopie leisten kann.Die dritte und sehr prägende Berufsgruppe waren engagierte Pflegekräfte in der Endoskopie, die berufspolitisch seit den 70er-Jahren aktiv waren. Hier möchte ich vor allem Elisabeth Kern-Waechter nennen, die Generationen von Endoskopiefachpersonal, so auch mich, geprägt hat. Frau Kern-Waechter hat die besondere Gabe, Menschen zu motivieren. Ihr unermüdlicher Einsatz für den Fachbereich Endoskopie ist beispielhaft. Geprägt hat mich insbesondere das gesunde Selbstbewusstsein dieser engagierten Pflegekräfte, dass Pflege in der Endoskopie sich selbst weiterentwickeln, eigene Standards definieren und neue Aufgabenfelder definieren kann und muss.Christiane Neumann habe ich bei der Gründung der ESGENA 1994 kennengelernt. Seitdem verbindet uns eine enge Freundschaft. Ähnlich wie Frau Kern-Waechter ist Christiane ein kreativer Kopf, der selbstbewusst an der Weiterentwicklung der Endoskopie gearbeitet hat. Sie war mein Mentor auf europäischer Ebene.Geprägt hat mich insbesondere die Arbeit in den Fachgremien, anfangs in der ZAG Endoskopie des DBfK, dann in der DEGEA und der ESGENA. Die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Kollegen auf nationaler und europäischer Ebene ist so bereichernd und interessant, dass ich die aktive Mitarbeit in Fachgesellschaften und Berufsverbänden nur empfehlen kann. Gemeinsam kann man viel erreichen und gestalten, was auch persönlich beflügelt und stärkt. Mittlerweile haben sich daraus viele schöne Freundschaften entwickelt, die ich nicht mehr missen möchte.

3. Wie beginnen Sie Ihren Arbeitstag … und wie beenden Sie ihn?

Der Tag beginnt immer mit einer schönen Tasse Kaffee. Der Arbeitstag endet in der Regel am Schreibtisch – mit der Beantwortung von E-Mails.

4. Was kann Sie bei der Arbeit so richtig auf die Palme bringen?

Ich brauche eine offene und positive Arbeitsatmosphäre. Unehrlichkeit, Egoismus und ständiges Nörgeln bringen mich auf die Palme und an die Grenzen meiner Geduld.

5. Welches Gerät müsste man einmal erfinden?

Ein Endoskop mit einem Lotuseffekt an inneren und äußeren Oberflächen. Dann wären vielleicht einige Hygieneprobleme nachhaltig gelöst.

6. Mit wem würden Sie gerne einen Tag den Arbeitsplatz tauschen?

Ich würde gerne hinter die Kulissen des europäischen Parlaments schauen oder auch bei Treffen der Regierungschefs die Fliege an der Wand sein. Auf der anderen Seite würde ich Politiker gerne für eine Woche in Kliniken (inklusive der Endoskopie) arbeiten lassen. Dann würden vielleicht einige Entscheidungen anders aussehen.

7. Was war der mutigste Moment in Ihrem Leben?

Ich würde mich nicht als mutig bezeichnen, eher als neugierig und als „hoffnungsloser“ Optimist. Ich fühle mich im Glauben fest verwurzelt. Das gibt mir Sicherheit, Vertrauen und auch den Mut, die eigene Komfortzone zu verlassen, mit Neugier auf Menschen zuzugehen und neue Dinge zu entwickeln.

8. Mit welcher Person der Weltgeschichte würden Sie gerne einen Kaffee trinken gehen?

Mit Jean Claude Junker als überzeugtem Europäer.

9. Welche Gabe würden Sie gerne besitzen?

Die Gabe, mehrere Sprachen sicher zu sprechen.

10. Welchen Wunsch möchten Sie sich in Zukunft erfüllen?

Verglichen mit anderen Ländern bin ich dankbar für ein privilegiertes Leben in einem sicheren, demokratischen Land mit guten Lebensbedingungen. Ich habe einen tollen Beruf, den ich, wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte, auf jeden Fall wiederergreifen würde. Ich möchte gerne weitere Jahre gestalterisch mit vielen engagierten Kollegen tätig sein. Privat hätte ich gerne mehr Zeit für Familie, Freunde und für Reisen. Auf meiner Reise-Wunschliste stehen auf jeden Fall Island und Kanada.

Die Fragen stellte Ute Pfeifer.

Zur Person

Ulrike Beilenhoff ist Krankenschwester mit Fachweiterbildung Endoskopie und arbeitet seit 1989 in der Endoskopie. Über 15 Jahre leitete sie Endoskopieabteilungen in Frankfurt und Mainz. Seit 2003 arbeitet sie freiberuflich als Fachdozentin und Praxisanleitung. Als ESGENA-Gründungsmitglied war sie 1996 – 2010 im Vorstand der ESGENA und jetzt als Scientific Secretary tätig. Seit 2004 ist sie 1. Vorsitzende der DEGEA.

Ulrike Beilenhoff vertritt die DEGEA und ESGENA in nationalen und internationalen Gremien zur Erarbeitung von Richtlinien, Positionspapieren und Curricula. Sie organisiert Kongresse, Kurse und Workshops. Sie publiziert seit 1993 in Fachzeitschriften und Fachbüchern.

Zusammen mit Ute Pfeifer ist sie seit 2009 Herausgeberin der Endo-Praxis.