Augenheilkunde up2date 2019; 9(04): 379-394
DOI: 10.1055/a-0997-4472
Grundlagen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infektionsprävention in der Augenheilkunde

Infection Prevention in Ophthalmology
Tim Götting
,
Thomas Neß
,
Winfried Ebner
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Publication History

Publication Date:
19 November 2019 (online)

Zusammenfassung

Die „klassischen“ nosokomialen Infektionen wie Harnwegsinfektionen und Pneumonien werden nicht mit der Augenheilkunde assoziiert. Dennoch sind Infektionen, die mit ophthalmologischen und ophthalmochirurgischen Behandlungen in Verbindung stehen, sehr ernst zu nehmen. Sie können zu einer erheblichen Verschlechterung des Sehvermögens bis hin zur völligen Erblindung führen.

Abstract

Postoperative endophthalmitis and virus conjunctivitis are the most important nosocomial infections in ophthalmology. Postoperative endophthalmitis is a rare event. Nevertheless, due to the frequency of the procedures performed, especially cataract surgery and intravitreal drug injections, the absolute numbers are not insignificant. Normally the pathogens of postoperative endophthalmitis originate from the ocular surface of the patient himself (mostly coagulase-negative staphylococci). Peri- and/or postoperative administration of antibiotics has no positive effect on the endophthalmitis rate. Both should be omitted. Adenoviruses can cause many diseases, mostly ocular, respiratory or gastrointestinal infections. Inanimate surfaces, shared items and utensils can play an important role in the transmission of adenovirus-induced keratoconjunctivitis. In ophthalmological institutions transmissions via tonometer were observed. For disinfecting hands or surfaces in case of epidemic keratoconjunctivitis, agents labeled as “virucidal” are recommended. The sterile processing of ophthalmic surgical instruments require special care as does the training of the employees entrusted with the CSSD. Above all, mechanical sterilisation must not lead to particle entrainment. Tonometers must be effectively disinfected against adenoviruses.

Kernaussagen
  • Die postoperative Endophthalmitis und die Keratoconjunctivitis epidemica sind die wichtigsten nosokomialen Infektionen in der Augenheilkunde.

  • Die postoperative Endophthalmitis ist ein seltenes Ereignis. Durch die Häufigkeit der durchgeführten Eingriffe, vor allem Kataraktoperationen und intravitreale Medikamentengaben (IVOM), sind die absoluten Zahlen trotzdem nicht unerheblich.

  • In der Regel stammen die Erreger einer postoperativen Endophthalmitis von der Augenoberfläche des Patienten selbst (meist Koagulase-negative Staphylokokken).

  • Eine perioperative und/oder postoperative Gabe von Antibiotika hat keinen positiven Effekt auf die Endophthalmitis-Rate. Beides sollte unterlassen werden.

  • Adenoviren können viele Krankheiten hervorrufen. Meistens sind es aber okuläre, respiratorische oder gastrointestinale Infektionen.

  • Unbelebte Oberflächen, gemeinsam benutzte Gegenstände und Utensilien können bei der Übertragung der durch Adenoviren verursachten Keratokonjunktivitis eine wichtige Rolle spielen. In augenärztlichen Einrichtungen wurde die Übertragung über Tonometermesskörper beobachtet.

  • Zur Hände- bzw. Flächendesinfektion im Falle einer Keratokonjunktivitis epidemica werden als „viruzid“ gekennzeichnete Mittel empfohlen. Auch „begrenzt viruzid plus“ Desinfektionsmittel haben eine ausreichende Wirksamkeit gegen Adenoviren.

  • Die chirurgischen Instrumente der Ophthalmochirurgie verlangen eine besondere Sorgfalt bei der Aufbereitung und Ausbildung der damit betrauten Mitarbeiter der ZSVA. Vor allem darf es bei der maschinellen Aufbereitung nicht zu einer Partikelverschleppung in die engen Lumina kommen.

  • Bei den semikritischen Medizinprodukten stehen die Tonometermesskörper im besonderen Fokus der Aufbereitung, da sie sicher wirksam gegen Adenoviren desinfiziert werden müssen.