CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2019; 98(11): 789-796
DOI: 10.1055/a-1007-1858
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tinnitracks – Erste Ergebnisse einer Anwenderbefragung

Tinnitracks - First results of a user survey
Jan Löhler
1   Wissenschaftliches Institut für angewandte HNO-Heilkunde (WIAHNO) des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte e. V., Bad Bramstedt
,
Christian Dobel
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Jena
› Author Affiliations
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Publication History

21 December 2018

28 August 2019

Publication Date:
26 September 2019 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die Behandlung eines chronischen Tinnitus stellt nach wie vor eine große Herausforderung dar. Vor einigen Jahren wurde das „Tailor-made notched music training“ (TMNMT) als neue Methode vorgeschlagen, bei der die Frequenz eines tonalen Tinnitus aus zu hörender individuell zusammengestellter Musik herausgefiltert wird. Mittlerweile gibt es Apps, mit denen die Behandlung durchgeführt wird, z. B. Tinnitracks.

Methoden Im Frühjahr 2018 wurden insgesamt dreimal die damals 457 anwendenden HNO-Ärztinnen und Ärzte hinsichtlich ihres Eindrucks der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Tinnitracks per E-Mail befragt. Die Daten wurden zentral erfasst, arcsin transformiert und mit einfaktorieller ANOVA ausgewertet; t-Tests dienten zur weiteren Analyse.

Ergebnisse Insgesamt antworteten 117 (25,6 %) der 457 befragten HNO-Ärzte. Durchschnittlich wurde die Therapie in den teilnehmenden Praxen seit 1,26 Jahren angewendet. Hinsichtlich der untersuchten Punkte gab es signifikante Effekte hinsichtlich der Lautstärke, der Frequenz und der Angenehmheit des Tinnitus, die dadurch zustande kamen, dass weniger oft negative als gleichbleibende bzw. bessere Ergebnisse durch die Therapie berichtet wurden; signifikante Unterschiede zwischen „gleichbleibend“ und „besser“ im Sinne eines positiven Therapieeffektes gab es nicht.

Diskussion Tinnitracks ist eine App-basierte Therapie des Tinnitus mittels TMNMT, deren Wirksamkeit bisher noch nicht an einer größeren Patientenpopulation untersucht wurde. Die hier vorgestellt Anwenderbefragung zeigte, dass die Tinnitracks hinsichtlich der Tinnituslautstärke und dessen Angenehmheit wenigstens keinen schädlichen Einfluss hat. Die Tinnitusfrequenz wurde nicht signifikant beeinflusst. Negative Effekte waren selten und statistisch nicht signifikant. Insgesamt kann somit z. Zt. keine Empfehlung zur Therapie mit Tinnitracks gegeben werden.

Abstract

Background The treatment of chronic tinnitus poses still a challenge for clinicians and researchers alike. Since a couple of years, the tailor-made notched music training (TMNMT) has been proposed as a new method in which the frequency of tonal tinnitus is been filtered from the spectrum of individually chosen music. Today, some smartphone-based apps are available for the patients, i. e. Tinnitracks.

Methods During spring 2018, in total 457 ENT-physicians have been consulted by e-mail in respect of effectiveness and compatibility by using Tinnitracks. The data were collected centrally, were arcsin transformed and analysed by single factor ANOVA, t-tests were used for further analyses of effects.

Results In total, 117 (25.6 %) of all consulted ENT-physicians participated in the survey. On average, TMNMT has been used for 1.26 years in the offices. With respect to loudness, frequency, and comfort of the tinnitus significant effects were found, which came forth by less reporting of negative in comparison of equal or better effects. Significant differences between “equal” and “better” as a positive effect of the therapy were not found.

Discussion The effectiveness of Tinnitracks has not been investigated. Our survey demonstrated that Tinnitracks did not influence negatively the loudness or discomfort of the tinnitus, its frequency was not influenced significantly. Negative effects were statistically not significant. Thus, a therapy with Tinnitracks could not be recommended yet.