ergopraxis 2020; 13(02): 12-14
DOI: 10.1055/a-1035-4599
Wissenschaft
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Publication Date:
04 February 2020 (online)

Einfache Bewegungsaufgaben möglicherweise effektiver – Spiegeltherapie

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Spiegeltherapie: Einfache Bewegungsaufträge, die parallel zum Spiegel durchgeführt werden, fühlen sich für Klienten natürlicher an.
Abb.: Stephanie Eichler/stock.adobe.com (Symbolbild)

Führt ein Klient während der Spiegeltherapie einfache Bewegungsaufträge durch, empfindet er diese realistischer als komplexe. Das steigert möglicherweise die Effektivität der Intervention. Zu dieser Annahme gelangten Veronica Rowe und ihr Team vom Department of Occupational Therapy der University of Central Arkansas, USA.

Ziel der Wissenschaftlerinnen war es, Bewegungsaufträge im Rahmen der Spiegeltherapie anhand ihrer Eigenschaften zu charakterisieren und herauszufinden, ob bestimmte Aufträge das erzeugte Bild einer Bewegung im Spiegel natürlicher erscheinen lassen. Dafür rekrutierten sie 92 gesunde Personen, 75 Frauen und 17 Männer. Die Altersspanne lag bei 22 bis 65 Jahren, das Durchschnittsalter betrug 26 Jahre. Den Probanden wurde zufällig entweder ein Ganzkörper- oder ein Tischspiegel zugewiesen. Zudem erhielt jeder einen Satz mit Bewegungsaufgaben. Im Anschluss an die Durchführung mit der dominanten oberen Extremität bewerteten die Teilnehmenden jede Aufgabe anhand einer Likert-Skala (1 = am wenigsten realistisch, 10 = am realistischsten).

Diese Bewertung setzten die Wissenschaftlerinnen mit den folgenden Bewegungseigenschaften in Zusammenhang:

  • einfach: motorisch und kognitiv wenig herausfordernd, zum Beispiel ein Glas anheben

  • komplex: motorisch und/oder kognitiv herausfordernd, zum Beispiel Wäsche falten

  • zielorientiert: Gegenstände einbinden wie Haare kämmen

  • Fokus auf Gelenkbewegungen: zum Beispiel Pronation/Supination des Unterarms

  • parallel zum Spiegel: Ellbogenflexion etc.

  • senkrecht: z. B. in einer Zeitschrift blättern

  • senkrecht und parallel zum Spiegel: zum Beispiel Zähne putzen

Die Forscherinnen kommen zu dem Schluss, dass die Teilnehmer die Spiegelung derjenigen Bewegungsaufträge als natürlicher empfanden, die einfach waren und die sie parallel zum Spiegel durchführten. Weniger „echt“ nahmen die Teilnehmenden jene Aufträge wahr, die motorisch/kognitiv herausfordernd waren, funktionelle Aufgaben enthielten oder die sie sowohl senkrecht als auch parallel zur Spiegelfläche durchführten. Damit bestätigte sich die Erwartung, dass bestimmte Bewegungsaufgaben realistischer wirken als andere.

Zwar deuten bislang keine Studien darauf hin, dass realistische Bewegungen die Effektivität der Spiegeltherapie erhöhen, jedoch vermuten die Wissenschaftlerinnen, dass sie eine Wiederherstellung der Funktion fördern. Ihrer Hypothese liegt zugrunde, dass Bewegungen, die im Spiegel echter wirken, mehr Hirnaktivität hervorrufen. Künftige Untersuchungen könnten die Annahme bestätigen und dazu beitragen, ein standardisiertes Behandlungsprogramm für die Spiegeltherapie zu entwickeln.

lis

Br J Occup Ther 2019; 82: 685–692