Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2020; 55(11/12): 686-701
DOI: 10.1055/a-1070-6697
Topthema

Anästhesiologisches Management der peripartalen Hämorrhagie

Heiko Lier
,
Stefan Hofer
,
Thorsten Annecke

Peripartale Blutungen (PPH) tragen weltweit maßgeblich zur mütterlichen Mortalität bei. Dabei wird der mütterliche Blutverlust oft unterschätzt. Eine PPH ist keine Diagnose, sondern klinisches Zeichen einer zugrunde liegenden Pathologie, die optimalerweise bereits vor dem Geburtstermin festgestellt werden sollte. Dieser Beitrag zeigt die aktuellen diagnostischen und therapeutischen Optionen für diesen schwerwiegenden mütterlichen Notfall.

Kernaussagen
  • Peripartale Blutungen (PPH) tragen weltweit maßgeblich zur mütterlichen Mortalität bei.

  • Physiologische Veränderungen wie die Zunahme des Blutvolumens und Hyperkoagulopathie bereiten die Schwangere prinzipiell gut auf einen moderaten Blutverlust während der Entbindung vor.

  • Eine PPH ist keine Diagnose, sondern klinisches Zeichen einer zugrunde liegenden Pathologie.

  • Häufige Ursachen sind in den „4 Tʼs“ (tonus, tissue, trauma, thrombin) begründet. Diese müssen zur Blutungskontrolle kausal therapiert werden.

  • Das interdisziplinäre Management ist in der AWMF-Leitlinie „015 – 063 Peripartale Blutungen, Diagnostik und Therapie“ aus dem Jahre 2016 festgelegt.

  • Essenziell sind die schnelle Blutungskontrolle durch mechanische, operative und medikamentöse Maßnahmen sowie eine adäquate Schock- und Gerinnungstherapie. Hierzu sollte frühzeitig Tranexamsäure verabreicht werden und bei ausgeprägter Blutung ein Massivtransfusionsprotokoll zum Einsatz kommen.

  • Jedes Krankenhaus mit geburtshilflicher Abteilung muss einen Algorithmus zur Therapie dieser häufigen Notfallsituation vorhalten und den Ablauf regelmäßig trainieren.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. November 2020

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