Radiologie up2date 2020; 20(02): 179-201
DOI: 10.1055/a-1076-3377
Abdominelle und gastrointestinale Radiologie

Peritoneale und retroperitoneale Anatomie für Radiologen

Peritoneal and Retroperitoneal anatomy for Radiologists
Johannes Wessling
,
Kristina Ringe
,
Markus Juchems
,
Lars Grenacher
,
Andreas G. Schreyer

Zusammenfassung

Der Beitrag liefert das Rüstzeug für ein fundiertes radiologisch-anatomisches Verständnis des Intra- und Retroperitonealraums. Typische Ausbreitungsmuster von Erkrankungen werden systematisch pathoanatomisch erläutert und ihr Potenzial für (differenzial-)diagnostische Rückschlüsse aufgezeigt.

Abstract

This review provides profound understanding of peritoneal und retroperitoneal anatomy. Various insights of disease routes assist in determing the cause and extent of peritoneal and retroperitoneal diseases.

Kernaussagen
  • Der Intraperitonealraum zwischen Peritoneum parietale und Peritoneum viscerale ist frei von Organen und Strukturen, die sich in diesen schmalen Raum nur einstülpen. Organe und die verbindenden Ligamente liegen damit sämtlich im Subperitonealraum.

  • Der Intraperitonealraum wird durch Ligamente und Umschlagsfalten in kommunizierende Kompartimente unterteilt. Die Bänder dienen als Halt- und Stützapparat (sog. Suspensionsbänder) und führen zwischen ihren beiden peritonealen Blättern (subperitoneal) Gefäße, Nerven, Lymphgefäße sowie Fett-Bindegewebe.

  • Faszien wie die Zuckerkandl-Faszie umschließen mit einer oberflächlichen und tiefen Schicht einen Spaltraum, der sich mit Flüssigkeit (interfaszial) füllen kann.

  • Der Intraperitonealraum wird durch das Mesocolon transversum in den Ober- (supramesokolischer Raum) und Unterbauch (inframesokolischer Raum) getrennt. Die Linea terminalis grenzt kaudal das Becken ab.

  • Der Retroperitonealraum setzt sich aus dem anterioren und posterioren Pararenalraum, dem Perirenalraum sowie dem Große-Gefäße-Kompartment sowie dem posterioren Kompartment zusammen.

  • Ligamente, übergeordnete peritoneale Duplikaturen wie Omentum minus und majus sowie Spalträume sind Ausbreitungsrouten für entzündliche und tumoröse Erkrankungen intra- und retroperitoneal.

  • Ausbreitungswege können rein intraperitoneal (z. B. Abtropfmetastasen mit dem Fluss der peritonealen Flüssigkeit) oder subperitoneal verlaufen (innerhalb von Ligamenten und Omentus). Transperitoneal können Entzündungs- oder Tumorzellen von sub- nach intraperitoneal bzw. umgekehrt von intra- nach subperitoneal gelangen.

  • Anatomische Kenntnis und radiologische Zuordnung verbessert die (differenzial-)diagnostische Aussagekraft.



Publication History

Article published online:
05 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York