Radiologie up2date 2020; 20(02): 119-139
DOI: 10.1055/a-1076-3421
Neuroradiologie

Intra- und paraselläre Prozesse – eine Übersicht

Lesions of the sella and the parasellar region – an overview
Peter Raab
,
G. Friedrich Götz

Zusammenfassung

Funktionsstörungen der Hypophyse, Gesichtsfelddefekte und Augenbewegungsstörungen sind typische Leitsymptome bei Erkrankungen der Sellaregion. Die Diagnose der jeweiligen Erkrankung und die Therapieplanung sind unter Berücksichtigung der komplexen lokalen Anatomie häufig herausfordernd. Diese Übersichtsarbeit beschreibt Untersuchungsmethoden und typische Befundmuster, die eine Diagnose sowie die zielführende Therapieplanung erleichtern sollen.

Abstract

Funktionsstörungen der Hypophyse, Gesichtsfelddefekte und Augenbewegungsstörungen sind typische Leitsymptome bei Erkrankungen der Sellaregion. Die Diagnose der jeweiligen Erkrankung und die Therapieplanung sind unter Berücksichtigung der komplexen lokalen Anatomie häufig herausfordernd. Diese Übersichtsarbeit beschreibt Untersuchungsmethoden und typische Befundmuster, die eine Diagnose sowie die zielführende Therapieplanung erleichtern sollen.

Kernaussagen
  • Pathologische Veränderungen in der Sella und im parasellären Raum können mit einer hohen Sensitivität mittels MRT erkannt werden. Die differenzialdiagnostische Einordnung ist aber oft schwierig. Sie sollte immer in Zusammenschau mit der klinischen Symptomatik sowie einer endokrinologischen Analyse stattfinden.

  • Die Größe der Hypophyse unterliegt altersabhängigen und hormonellen Schwankungen. Bei Kindern steigt sie mit dem Alter an, bei Erwachsenen nimmt sie mit dem Alter langsam ab. Insbesondere bei fertilen jungen Frauen kann die Hypophyse aber physiologisch vergrößert sein, ohne dass ein Adenom vorliegt.

  • Hypophysäre Auffälligkeiten können bei bis zu 10% der Bevölkerung gefunden werden, Hypophysenadenome machen den größten Anteil an symptomatischen Befunden aus.

  • Adenome reichern oft langsamer Kontrastmittel an als das gesunde Hypophysengewebe. Deshalb sollten insbesondere zur Erkennung von Mikroadenomen dynamische T1-Sequenzen nach Kontrastmittelgabe zum Einsatz kommen. Die Ausdehnung von Adenomen in den Sinus cavernosus hat Auswirkungen auf die Resektabilität, die A. carotis interna wird aber i. d. R. durch Adenome nicht eingeengt. Niedrige T2-Signale eines Adenoms können auf Wachstumshormon produzierende Zellen hinweisen.

  • Zystische Auffälligkeiten der Sella/Hypophyse sind oft auf Rathke-Taschen-Zysten zurückzuführen. Ihre T1- und T2-Signale können mit jeweils sowohl Signalanhebungen als auch Signalabsenkungen sehr variabel sein.

  • Entzündungen der Hypophyse sind seltener als neoplastische Veränderungen. Sie können durch Fortleitung aus den Nachbarräumen wie z. B. den NNH oder bei Meningitiden, idiopathisch oder auch medikamentös im Rahmen moderner Immuntherapien verursacht werden.



Publication History

Article published online:
05 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York