Das West-Nil-Virus (WNV) ist eines der am weitesten verbreiteten Arboviren (Akronym,
engl. arthropod-borne viruses). Es wurde erstmals im Jahr 1937 im Blut einer fieberhaft
erkrankten Frau im West-Nil-Distrikt Ugandas entdeckt. Jahrzehntelang wurden nur eher
milde Ausbrüche und sporadische Fälle des zoonotischen West-Nil-Fiebers bekannt. Seit
Mitte der 1990er Jahre beobachtet man jedoch zunehmend Ausbrüche schwerer und neuroinvasiver
West-Nil-Erkrankungen des Menschen, in Nordamerika, im mittleren Osten und unlängst
auch in Europa. Neben der steigenden WNV-Inzidenz ist neu, dass infolge wachsender
europäischer Endemiegebiete hiesige Patienten WNV-Infektionen überwiegend autochthon
und seltener während Fernreisen erwerben. In Deutschland wurden im Jahr 2020 insgesamt
20 Personen mit WNV-Erkrankung und 13 positive Blutspenden registriert. Für alle Betroffenen
gilt die Infektion im Land als gesichert oder hochwahrscheinlich.