Psychother Psychosom Med Psychol 2020; 70(01): 46-48
DOI: 10.1055/a-1080-3450
Mitteilungen DKPM
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eindrücke vom 7. Kongress der European Association of Psychosomatic Medicine in Rotterdam am 19–22.6.2019 – 7 Jahre nach der Vereinigung des Europäischen Netzwerks für Psychosomatische Medizin (ENPM) mit der European Association for Consultation Liaison Psychiatry and Psychosomatics (EACLPP) [*]

Impressions from the 7th Conference of the European Association of Psychosomatic Medicine (EAPM) – 7 years later, after the unification of European Network of Psychosomatic Medicine ENPM) and the European Association for Consultation Liaison Psychiatry and Psychosomatics (EACLPP)
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Publication Date:
16 January 2020 (online)

Vorbemerkungen

Das DKPM hatte 2004 maßgeblich die 25. European Conference of Psychosomatic Research (ECPR) mitorganisiert und war danach federführend bei der konzeptionellen und organisatorischen Entwicklung des europäischen Netzwerks für Psychosomatische Medizin, das dann 2005 in Berlin mit dem DKPM Vorstandsmitglied Carl Scheidt und Vertretern aus 8 europäischen Ländern (Schweden, Polen, Ungarn, Portugal, Lettland, Italien, Norwegen und Deutschland) gegründet wurde. Später kamen weitere Repräsentanten aus Dänemark, Spanien, Österreich, Großbritannien, Kroatien, Irland, den Niederlanden und Frankreich hinzu (1; www.enpm.eu).

Folgende Grundlagen wurden von den Teilnehmern damals übereinstimmend akzeptiert:

ENPM sollte ein Diskussionsforum sein, um alle Kräfte im psychosomatischen/behavioralen Feld zu bündeln und gemeinsame Aktionen für die Verbesserung der Gesundheit und der medizinischen Versorgung in den Europäischen Ländern in der Allgemeinmedizin und den somatischen Fächer einzuleiten. Die Infrastruktur im europäischen Gesundheitssystem wird u. a. durch Europäische Leitlinien für verschiedene somatische Erkrankungen beeinflusst. Deshalb ist es sinnvoll, diesen wichtigen Aspekt unter psychosomatischen und behavioralen Aspekten zu diskutieren. Initiativen und koordinierte Aktionen für Forschungsprojekte auf EU-Basis sollten eingeleitet werden.

Interdisziplinäre Kooperation: Das heißt alle Professionen, die in diesem Feld forschen, können teilnehmen ohne Präferenz für einen Beruf: Ärzte für Allgemeinmedizin, Spezialisten in Psychiatrie, Innerer Medizin, Gynäkologie, Dermatologie usw., sowie Psychologen, Soziologen, Pflegekräfte und andere Berufe, die im medizinischen Feld tätig sind.

Integrativer Ansatz: Die Zielrichtung der klinischen Arbeit und Forschung ist das ganze medizinische Feld mit allen Subdisziplinen. Das bedeutet, Psychosomatische Medizin bezieht sich auf biopsychosoziale Aspekte der Medizin und schließt Kognitionen, Emotionen, Verhalten und Physiologie mit ein.

Rationaler Diskurs und wissenschaftliche Evidenz sind die Basis: Aber hermeneutische Methoden und andere methodologische Vorgehensweisen werden akzeptiert, wenn sie zum Verständnis der menschlichen Komplexität und des menschlichen Daseins beitragen.

Die Ziele waren damals eng mit den Zielen des DKPM verbunden – projiziert auf die europäische Ebene:

  1. Kooperation mit allen anderen in Europa tätigen psychosomatischen Fachgesellschaften und mit den somatisch-medizinischen Fachgesellschaften, um gemeinsam Europäische Leitlinien zu erarbeiten.

  2. Psychosomatische Medizin in der Allgemeinmedizin und den somatischen Fächern durch neue Konzepte und Studien zu fördern.

  3. Entwicklung von Lehrinformationen, die Grundlage für ein europäisches, psychosomatisches Diplom sind.

  4. Erforschung von Emotionsprozessen, die die emotionale Basis für psychosomatische Symptome und Krankheiten sind.

Die gemeinsame Gesellschaft EAPM wurde 2012 nach den Entscheidungen der ENPM- und der EACLPP- Mitgliederversammlung von acht KollegInnen aus Österreich, Spanien, Deutschland [2], Großbritannien, den Niederlanden, Ungarn und Polen aus ENPM and EACLPP gegründet.

Die Vorstellungen der meisten Gründungsmitglieder und der neu hinzu kommenden Mitglieder waren eher an den früheren Zielen der EACLPP ausgerichtet, hatten sich aber durch den Zusammenschluß verändert. Die Ziele und Vorüberlegungen des ENPM wurden partiell in die Satzung der EAPM integriert, fanden in der Praxis der Gesellschaft aber wenig Raum. Eine Publikation der Geschichte und Ziele des ENPM im Journal of Psychosomatic Research der Zeitschrift der EAPM wurde nach längerer Diskussion im Vorstand – selbst in kurzer Form – nicht akzeptiert. Erst Kollegen aus Japan und den USA ermöglichten dann die Publikation, in der wir diese Situation ausführlich beschrieben haben [1].

Nach einer 7-jährigen Konsolidierungsphase des EAPM soll nun anhand der diesjährigen Kongressvorträge und aktuellen Entscheidungen in der EAPM-Mitgliederversammlung beschrieben werden, welche Entwicklung diese Gesellschaft genommen hat und welche ENPM-Ziele bisher umgesetzt wurden.

Fortsetzung eines mit W. Söllner gemeinsam verfassten Editorials (Psychother Psych Med 2012; 62: 87–88)


 
  • Literatur

  • 1 Deter HC, Orth-Gomér K, Wasilewski B, Verissimo R. European perspectives in Psychosomatic Medicine – integration through interaction and networking. In H. Leigh ed Global Psychosomatic Medicine and Consultation Liaison Psychiatry. Heidelberg: Springer; 2019
  • 2 Enck P, Aziz Q, Barbara G. et al. Irritable bowel syndrome. Nat Rev Dis Primers. 2016 2. 16014. DOI: 10.1038/nrdp.2016.14
  • 3 Deter HC, Kruse K, Zipfel S. History, aims and present structure of psychosomatic medicine in Germany. Biopsychosoc Med 2018; 12: 1
  • 4 Deter HC. Bio-psycho-soziale oder psychotherapeutische Medizin – zur aktuellen Entwicklung der Psychosomatik in der klinischen Praxis. Wien Med Wochenschr 2018; 168: 52-61