Z Orthop Unfall 2021; 159(03): 298-303
DOI: 10.1055/a-1085-2717
Case Report/Fallbericht

Asymptomatische und unbemerkte intraartikuläre Schraubenlage über 18 Jahre nach Wandfraktur des hinteren Azetabulums – eine Frage der Stabilität?

Mikroinstabilität nach Azetabulumfraktur Article in several languages: English | deutsch
Christof K. Audretsch
1   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
,
Florian Schmidutz
1   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
2   Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilitation, Universität München (LMU)
,
Markus Alexander Küper
1   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
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Zusammenfassung

Die Fraktur der hinteren Azetabulumwand ist mit ca. 25 – 30% eine der häufigsten Frakturen des Azetabulums. Trümmerfrakturen unter Beteiligung von mehr als 40 – 50% der hinteren Azetabulumwand, die Repositionsqualität sowie eine Beteiligung von Knorpel und Labrum werden als Einflussfaktoren für das Risiko einer postoperativen Instabilität beschrieben. Diese führt dann zu einer Verlagerung der Belastungszone mit Entwicklung einer posttraumatischen Koxarthrose. In dem hier vorgestellten Fall eines 42-jährigen Patienten erfolgte vor 18 Jahren bei posteriorer Wandfraktur des rechten Azetabulums eine osteosynthetische Versorgung, wobei retrospektiv eine der eingebrachten Schrauben partiell intraartikulär zu liegen kam. In den 18 Jahren war der Patient seitens des Hüftgelenkes beschwerdefrei, die erste Vorstellung erfolgte dann bei seit kurzer Zeit aufgetretenen Schmerzen im Bereich der rechten Hüfte, ohne aktuelles Trauma, vor allem bei Beugung und Außenrotation. Bei radiologisch nur geringen Arthrosezeichen erfolgte zunächst die Metallentfernung der intraartikulären Schraube. Postoperativ kam es rasch zur Entwicklung eines Instabilitätsgefühls im rechten Hüftgelenk, woraufhin die Versorgung mit einer zementfreien Hüfttotalendoprothese erfolgte. Seitdem ist der Patient vonseiten des Hüftgelenkes wieder beschwerdefrei. Die intraartikulär einliegende Schraube scheint retrospektiv also zu einer Stabilisierung des Gelenkes geführt zu haben. Dieser Fall demonstriert auf der einen Seite die Bedeutung der posterioren Führung für die Stabilität des Hüftgelenkes, andererseits aber auch die nur geringe Belastung dieser Region, vor allem nach posteriorer Wandfraktur des Azetabulums. Es sollte hier also vor allem auf eine gute posteriore Gelenkführung geachtet werden.



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Article published online:
03 February 2020

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