Linguistisch-prosodische Merkmale wie z. B. Tonhöhe, Intonation und Satzmelodie oder
Sprechrhythmus werden in der ontogenetischen Entwicklung eines hörgesunden Kindes
sehr früh verarbeitet. Bereits in der 36. Gestationswoche reagiert ein Fötus auf Wort-
und Satzprosodie seiner Mutter, wenn sie ihm eine Geschichte „vorliest“ (Veränderung
in seiner Herzschlagrate). Neugeborene zeigen ebenfalls physiologische Reaktionen,
wenn sie die Stimme ihrer Mutter hören, was auf die vorgeburtlichen Erfahrungen mit
der Muttersprache in utero zurückgeführt wird. Das könnte zugleich erklären, dass
Kinder schon sehr früh Sprache als angenehm empfinden. Frühe Sensitivität für prosodische
Signale wird nicht zuletzt durch das Faktum belegt, dass die neurale Aktivität des
Gehirns auf Sprachreize mit verzerrter Prosodie hin abnimmt.
Und werden gesprochene Sprachen gar rückwärts präsentiert, so dass die prosodischen
Hinweise zur Segmentierung des kontinuierlichen Lautstroms entfallen, können Kinder
im Alter von 2–3 Monaten diese nicht mehr unterscheiden. Kurzum: Die Hörwahrnehmung
zu Lebensbeginn ist auf einen breiten Bereich akustisch-kommunikativer Töne ausgelegt:
menschliche Vokalisation sowie die von nichtmenschlichen Primaten. Doch auch der Gesang
von Vögeln transportiert prosodische Information, die der gesprochenen Sprache ähnelt
und vielleicht ausreicht, um eine Vorliebe für nichtmenschliche Töne zu begründen.
Dem ging nun eine Säuglingsstudie nach.