Zeitschrift für Phytotherapie 2020; 41(03): 111-112
DOI: 10.1055/a-1102-1686
Forschung

Retrolektive Therapiebeobachtung im Rahmen der Pandemie mit Covid-19

Martin Adler
Siegen
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Erkrankungen mit Coronaviren – speziell Infektionen im Rahmen der aktuellen Covid-19-Pandemie – nehmen momentan den größten Teil der ärztlichen Arbeit im niedergelassenen Bereich von Innerer Medizin und Allgemeinmedizin in Anspruch. Dabei herrscht ein therapeutisches Dilemma, welche Strategien in der Vorbeugung und Behandlung erfolgreich sind.

Ungeachtet dessen werden Therapien zur Prophylaxe, aber auch zur Behandlung von Infektionen mittels Strategien aus der Phytotherapie in der allgemeinen Hektik kaum beachtet. Protektive, aber immer noch experimentelle Strategien legen nahe, dass eine Blockade spezifischer viraler Adhäsionsfaktoren durch Naturstoffe die virale Eintrittspforte verändern kann. Damit ließe sich sowohl das Andockverhalten der Viruspartikel als auch die Disposition zur Erkrankung deutlich verändern.

Aus dem Bereich der Naturstoffe kennen wir verschiedene Pflanzen, die eine große Menge an Gerbstoffen (syn. Tannine) enthalten (Literatur s. u.). Diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe beinhalten sogenannte Proanthocyanidine, hydrolisierbare Gerbstoffe und Lamiaceengerbstoffe. Insbesondere Proanthocyanidine (Grüntee, Sauerampferkraut, Zistrosenkraut u. a. ) kommen im Arzneipflanzenbereich häufig vor und können der Prophylaxe und ggf. der Therapie dienen, sodass die Anwendung hochkonzentrierter Gerbstoffextrakte in der Lokaltherapie das Andockverhalten von Viren deutlich hemmen kann.

Mit diesem Wissen haben wir in einer Hausarztpraxis 125 Patienten (m = 68, w = 57, Durchschnittsalter 54,6 Jahre; Erkrankungen: Hypertonie, Arthrose, Diabetes mellitus Typ 2 u. a. ) seit Februar 2020 über die Dauer von mindestens 6 Wochen behandelt (Cystus 052® Bio Halspastillen 3 × 2, Nisita® Nasensalbe 2 × tgl.). Patientinnen und Patienten wurden regelmäßig klinisch und laborchemisch kontrolliert. Dieses Kollektiv konnte in eine Prophylaxegruppe (n = 81) von weniger und in eine Gruppe von hoch gefährdeten (n = 44) (ärztliches Personal, Pflegedienst, Feuerwehrangehörige, Rettungsdienst etc.) Patienten unterteilt werden. Neben regelmäßiger Temperaturmessung durch die Patienten selbst, aber auch mittels Laborparameter (Blutbild, CRP, Procalcitonin u. a.) wurde regelmäßig der Infektionsmodus (stattgefundene Infektion ja – nein) überprüft.

PRÄPARATE

Cystus 052® Bio Halspastillen: Traubenzucker, Bananenpulver, Tee-Extrakt aus Cistus x incanus L. Pandalis getrocknet (Zistrosen-Spezialextrakt Cystus 052®), Rote Rübe-Pulver, Hagebuttenkernöl. Die Tagesdosis von 6 Halspastillen enthält durchschnittlich 123 mg Gesamtpolyphenole

Nisita® Nasensalbe: Natriumchlorid, Natriumhydrogencarbonat, Wollwachsalkohole, Citronenöl, weißes Vaselin, mittelkettige Triglyceride, dickflüssiges Paraffin, Cetylstearylalkohol



Publication History

Article published online:
25 May 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
  • Literatur

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