physiopraxis 2020; 18(04): 52-55
DOI: 10.1055/a-1103-4142
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Publication Date:
15 April 2020 (online)

Digitale Physiotherapeutin als Medizinprodukt zugelassen – „Nola“ soll Therapie vor Ort ergänzen

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„Nola“ fragt die Patienten, wo sie Beschwerden haben, und erstellt auf Basis dessen einen individuellen Therapieplan, den Physiotherapeuten regelmäßig anpassen können. Abb.: MyLetics GmbH

Wie gestaltet man den Alltag von Patienten und Therapeuten effektiver? Können digitale Gesundheitsangebote dabei unterstützen, Patienten umfassender zu betreuen? Wie können gleichzeitig sensible Daten gewahrt werden?

Physiotherapeut Christoph Kaminski wollte Antworten auf diese Fragen finden und entwickelte Nola, die digitale Physiotherapeutin. Sie ist eine der ersten Apps im Bereich Physiotherapie, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BFArM) zugelassen wurde und damit ab diesem Jahr vom Arzt verordnet werden kann. In seiner Praxis in Essen nutzt Kaminski die App bereits täglich. Der Ablauf dafür ist denkbar einfach: Der Patient kommt mit seinem normalen Rezept in die Praxis. Nach einem gewöhnlichen Behandlungseinstieg durchlaufen Therapeut und Patient gemeinsam die Analyse bei Nola, damit der Patient mit seinem individuellen Trainingsplan direkt ab der ersten Behandlung zu Hause aktiv werden kann. Während des häuslichen Trainings bewertet er regelmäßig die Übungen, und die App passt diese dadurch selbstständig an den Patienten an. Der Behandlungsprozess in der Praxis findet parallel statt, und Patient und Therapeut können sich gemeinsam den Therapieplan in der App ansehen. So kann der Therapeut Übungen gegebenenfalls korrigieren.

Nola ist vor allem für Patienten mit muskuloskelettalen Beschwerden geeignet, auch für Patienten, die sich in akuten Schmerzsituationen befinden. Geplant ist, dass die App ab Mitte 2020 vom Arzt verordnet werden kann und damit allen Patienten in Deutschland zugänglich gemacht wird. Schon jetzt können Interessierte die App zwei Wochen kostenlos nutzen und anschließend für ein oder zwölf Monate lizenzieren; die Kosten dafür übernimmt teilweise schon die Krankenkasse.

Produktentwickler Christoph Kaminski ist seinem Ziel, dem Patienten physiotherapeutische Expertise auch außerhalb der Praxis zugänglich zu machen, ein großes Stück nähergekommen. Er sagt: „Im Vordergrund steht immer, dass Patienten selbstwirksamer und selbstbestimmter werden und eigenverantwortlich handeln. Im Verbund Arzt-Therapeut-Patient lässt sich dieses Ziel am besten verwirklichen.“

boi