Kinder- und Jugendmedizin 2020; 20(02): 83-92
DOI: 10.1055/a-1113-3316
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was wir über die Masernimpfung wissen sollten

Update 2020What we should know about measles vaccinationUpdate 2020
Volker Schuster
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig
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Publikationsdatum:
17. April 2020 (online)

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ZUSAMMENFASSUNG

Masern sind eine hochansteckende Infektionskrankheit mit einem hohen Risiko für akute und chronische Komplikationen. Die zweimalige Masern-Lebendimpfung bietet einen Schutz von bis zu 99 % und könnte – sofern konsequent durchgeführt – letztlich zu einer Masernelimination führen: In Deutschland liegen die Durchimpfungsquoten immer noch deutlich unter 95 %. Als Folge finden sich jährliche Masernausbrüche. Aus diesem Grund wird 2020 in Deutschland eine Masern-Impfpflicht eingeführt, die nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene betrifft, die im Gesundheitsdienst, in Gemeinschaftseinrichtungen (z. B. Kindergarten) oder in der Betreuung von Personen mit stark geschwächtem Immunsystem arbeiten. Die Nebenwirkungen der Masern-Lebendimpfung sind insgesamt sehr selten, können aber in wenigen Einzelfällen gravierend sein. Seltene schwere Impfkomplikationen (Enzephalitis) können u. a. bei Kindern mit Störungen der angeborenen antiviralen Immunität (Interferon-Signal-System) sowie bei schweren zellulären Immundefekten (SCID) auftreten. Säuglinge von Masern-geimpften Müttern haben niedrigere maternale anti-Masern-Antikörper als Säuglinge von Müttern, die Wildmasern durchgemacht haben. Erstere haben dadurch einen geringeren Schutz vor Wildmasern im ersten Lebensjahr.