Notaufnahme up2date 2021; 3(02): 187-201
DOI: 10.1055/a-1113-6915
Kinder, Geburt und Schwangerschaft

Zerebrale Krampfanfälle bei Kindern in der Notaufnahme – Teil 1

Vom Fieberkrampf bis zum Status epilepticus
Beatrix Wiebe
,
Kirsten Nill

Zerebrale Anfälle bei Kindern sind häufige Notfälle in jeder Notfallambulanz. Erforderliche Kenntnisse von Definitionen und Differenzialdiagnosen, von sinnvoller Diagnostik und rationalen Therapiestrategien stellen insbesondere den Nichtpädiater vor große Herausforderungen. Der Beitrag gibt (in 2 Teilen) einen Überblick über Definitionen, Einteilungen, Ursachenabklärungen und Therapiestrategien, deren Kenntnisse zur adäquaten Behandlung eines akuten Anfallsgeschehens bis hin zum Status epilepticus notwendig sind.

Kernaussagen
  • Jede Institution sollte über ein standardisiertes Vorgehen zur Behandlung von zerebralen Krampfanfällen bei Kindern verfügen, um im Notfall eine rasche medikamentöse Behandlung einleiten zu können.

  • Circa 5 % aller Kinder erleiden während ihrer Kindheit einen zerebralen Krampfanfall.

  • Abhängig von der Dauer und der Form des Krampfanfalls kann es zu einer bleibenden Schädigung des Gehirns kommen.

  • Ein Status epilepticus – auch ein febriler Status epilepticus – ist ein Notfall, der rasch behandelt werden muss.

  • Fieberkrämpfe treten bei 3 % aller Kleinkinder auf, haben eine gute Prognose und brauchen keine spezifische Diagnostik oder Therapie.

  • Akute symptomatische Anfälle müssen ätiologisch abgeklärt werden und müssen allenfalls kurzzeitig medikamentös behandelt werden.

  • Die häufigste Differenzialdiagnose bei einem ersten zerebralen Krampfanfall ist eine Infektion des zentralen Nervensystems.

  • Insbesondere bei posttraumatischen Krampfanfällen muss an einen möglicherweise gesteigerten Hirndruck gedacht und dieser dann mittels Bildgebung ausgeschlossen werden.

  • Je nach Altersstufe können zerebrale Krampfanfälle nach Medikamenten und/oder Substanzeinnahme einen nicht akzidentellen Hintergrund haben.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. April 2021

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