Z Orthop Unfall 2021; 159(04): 421-429
DOI: 10.1055/a-1121-7989
Original Article/Originalarbeit

Wirbelsäulenverletzungen ohne Neurologie beim Schwerverletzten: Einfluss auf die Verweildauer?

Article in several languages: English | deutsch
Ulrike Fochtmann
1   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Alfried Krupp Krankenhaus Steele, Essen
,
Pascal Jungbluth
2   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
Werner Zimmermann
3   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Alfried Krupp Krankenhaus Rüttenscheid, Essen
,
Rolf Lefering
4   Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, IFOM Köln
,
Sven Lendemans
3   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Alfried Krupp Krankenhaus Rüttenscheid, Essen
5   Universität Duisburg-Essen
,
Bjoern Hussmann
3   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Alfried Krupp Krankenhaus Rüttenscheid, Essen
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Zusammenfassung

Fragestellung Der Einfluss von Wirbelsäulenverletzungen auf das klinische Outcome beim schwerstverletzten Patienten wird aktuell kontrovers diskutiert. Die meisten Studien untersuchen Patienten mit einer posttraumatischen neurologischen Störung. Ziel dieser Studie war es daher, schwerverletzte Patienten mit einer Wirbelsäulenverletzung ohne Neurologie auf das klinische Outcome zu analysieren. Hierbei lag der Fokus auf der Frage, ob eine Wirbelsäulenverletzung die Liegezeit auf der Intensivstation und die Gesamtliegezeit im Krankenhaus als unabhängiger Risikofaktor verlängert.

Material und Methoden Daten des TraumaRegister DGU® wurden retrospektiv ausgewertet. Einschlusskriterien waren: Injury Severity Score ≥ 16, primäre Aufnahme, Alter ≥ 16 Jahre, Zeitraum 2009 – 2016 und vollständige Daten zu Liegezeit im Krankenhaus und auf der Intensivstation. Nach einer univariaten Analyse im 1. Schritt wurden unabhängige Risikofaktoren für die Liegezeit auf einer Intensivstation und die Gesamtliegezeit im Krankenhaus mit einer multivariaten Regressionsanalyse untersucht.

Ergebnisse 98 240 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. In diesem Kollektiv waren Patienten mit einer Wirbelsäulenverletzung mit Abbreviated Injury Scale (AIS) 2 und 3 signifikant jünger bis ca. 60 Jahre und als Ursachen kamen signifikant häufiger der Sturz aus großer Höhe bzw. der Verkehrsunfall vor (Alter bis 60 Jahre: AISWirbelsäule 0: 58,4%, AISWirbelsäule 3: 65%; p < 0,001). Die multivariate Analyse zeigte, dass die Wirbelsäulenverletzung ohne Neurologie ein unabhängiger Risikofaktor für eine verlängerte Liegezeit auf einer Intensivstation (Odds Ratio: + 1,1 d) und die Gesamtliegezeit im Krankenhaus (AIS 3: Odds Ratio: + 3,4 d) ist.

Schlussfolgerung Erstmals konnte gezeigt werden, dass eine Wirbelsäulenverletzung auch ohne initiale Neurologie die Liegezeit auf einer Intensivstation und die Gesamtliegezeit im Krankenhaus beim schwerstverletzten Patienten negativ beeinflusst und somit einen unabhängigen Risikofaktor beim Schwerstverletzten darstellt.



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Article published online:
11 May 2020

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