NOTARZT 2020; 36(06): 361-368
DOI: 10.1055/a-1126-8244
Zusatzweiterbildung Notfallmedizin

Die intramuskuläre Injektion in der Notfallmedizin

Eine zu Unrecht vergessene Technik!Intramuscular Injection in Emergency Medicine: an Unjustified Forgotten Technique!
Tobias Küßner
,
Manuel Obermaier
,
Erik Popp

Zusammenfassung

Auch wenn die intramuskuläre Injektion in der Notfallmedizin eher eine untergeordnete Rolle spielt, stellt sie doch einen effektiven, sicheren und schnellen Applikationsweg zur Verabreichung bestimmter Notfallmedikamente dar. So findet sie sich in verschiedenen Leitlinien als First-Line-Zugangsweg, so z. B. bei der Anaphylaxie und dem Status epilepticus. Auch bei aggressiven bzw. agitierten Patienten und Kindern bestehen gute Erfahrungen hinsichtlich der intramuskulären Verabreichung (analgo-)sedierender Medikamente. In Notfallsituationen gut zugängliche Applikationsorte sind der laterale Oberschenkel, die Wade und die Schulter. Bei sorgfältiger und antiseptischer Vorgehensweise sowie korrekter Wahl von Punktionsort und Nadellänge sind Komplikationen selten.

Die intramuskuläre Injektion spielt in der Notfallmedizin eine untergeordnete Rolle, obwohl sie sich in Leitlinien als schnelle und einfache Möglichkeit zur Medikamentenapplikation findet. Ursächlich für die zurückhaltende Anwendung sind die verzögerte Resorption, die fehlende Möglichkeit der Titration und die Dosis- bzw. Volumenlimitation bei bestimmten Substanzen. Es existieren jedoch spezielle Situationen, in denen die i. m. Injektion eine Alternative oder sogar der Zugangsweg der 1. Wahl ist.

Abstract

Despite its minor role in emergency medicine, intramuscular injection is an effective, safe and fast access route to administer certain emergency medication. Thus it finds itself in various guidelines as first line access, e.g. in anaphylaxis, and status epilepticus. There also exists good experience with applying (analgo-)sedative drugs to aggressive or agitated patients and children via the intramuscular route. In emergency situations, the shoulder, the lateral thigh, and the calf are easily accessible application sites. When performed carefully and antiseptically at the appropriate injection site and with correct needle-length, complications are rare.

Kernaussagen
  • Die intramuskuläre Injektion ist ein effektiver, sicherer und schneller Applikationsweg zur Verabreichung bestimmter Notfallmedikamente.

  • In definierten Situationen wie beispielsweise bei Anaphylaxie und Krampfanfall ist die intramuskuläre Injektion der Applikationsweg der 1. Wahl.

  • Bei aggressiven bzw. agitierten Patienten und Kindern bestehen gute Erfahrungen hinsichtlich der intramuskulären Verabreichung (analgo-)sedierender Medikamente.

  • In Notfallsituationen gut zugängliche Applikationsorte sind der laterale Oberschenkel (Vastus lateralis des M. quadriceps), die Wade (M. gastrocnemius) und die Schulter (M. deltoideus).

  • Bei sorgfältiger und antiseptischer Vorgehensweise sowie korrekter Wahl von Punktionsort und Nadellänge sind Komplikationen selten.



Publication History

Article published online:
07 July 2020

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