Allgemeine Homöopathische Zeitung 2020; 265(03): 33
DOI: 10.1055/a-1141-1869
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Buchbesprechungen

Steine und Kristalle

Michael Gienger: Die Steinheilkunde: Das Handbuch. 20. Aufl. Saarbrücken: Neue Erde; 2019. 446 S., brosch., ISBN: 978-3890607498, Preis: 32,- €

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Werner Kühni, Walter von Holst: Enzyklopädie der Steinheilkunde. Erweiterte Neuausgabe. Aarau und München: AT Verlag; 2013. 551 S., geb., ISBN: 978-3038007548, Preis: 44,90 €

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Peter L. Tumminello: Die sieben Kristallstrukturen in der Homöopathie. Kandern: Narayana; 2018. 446 S., geb., ISBN: 978-3955821791; Preis: 78,- €

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Für Goethe, den heilkundigen Dichter, lagen „die größten Geheimnisse, Kräfte und Wirkungen […] verborgen in verbis, herbis et lapidibus“, wobei er den Steinen, den Mineralien besonders zugetan war, wie seine umfangreiche Sammlung bezeugt. Obwohl auf eine lange Tradition zurückreichend, man denke an Plinius und Hildegard von Bingen, ist die systematische Erkundung des alten Erfahrungswissens doch recht jung. Michael Gienger legte mit seiner „Steinheilkunde“ erstmals ein wissenschaftliches Fundament. Für ihn basiert die Wirkung von Mineralien und Edelsteinen auf ihrer Entstehungsweise, der inneren Struktur, den enthaltenen Mineralstoffen und ihrer Farbe. In seiner Tradition stehend erarbeiteten Werner Kühni und Walter von Holst ihre „Enzyklopädie der Steinheilkunde“, in die – wie bereits bei Gienger – Prüfungen der einzelnen Mineralien, ihr Organbezug, die körperlichen wie seelischen Symptome ebenso eingingen wie historische Betrachtungen und astrologische Zuordnung.

Nun richtet Peter L. Tumminello sein Augenmerk gezielt auf die Kristallstrukturen, wobei er die anderen von Gienger erwähnten Wirkmechanismen weitgehend vernachlässigt. Die bereits bei den anderen Autoren angelegten Charakterstrukturen arbeitet er zu spezifischen Konstitutionstypen heraus. Dabei geht es ihm im Wesentlichen um psychische Symptome und Charakteristika, die er durch Kasuistiken belegt. Interessant ist, dass für ihn die Signatur, das heißt die Gestalt der Mineralien und die ihnen innewohnende Achsenstruktur eine grundlegende Wertigkeit besitzt. Seine Analogieschlüsse, die viele Lebensbereiche umfassen, sind frappierend. Dennoch mangelt es dem Buch an einer Materia medica der vorgestellten Mineralien, zumal häufig nicht klar ersichtlich ist, weshalb die Wahl auf eine bestimmte, der Kristallstruktur zugeordneten Substanz fiel. Die Arzneien bleiben vielfach abstrakt, die sinnliche Komponente fehlt. Deshalb ist sein Werk, das eine Bereicherung unserer Verschreibungspraxis darstellt, nur sinnvoll zu erarbeiten und anzuwenden in Kombination mit den Büchern von Gienger, Kühni und von Holst, die zudem hervorragende Abbildungen enthalten.

Rainer G. Appell



Publication History

Article published online:
02 June 2020

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Stuttgart · New York