Zusammenfassung
Hintergrund Trotz neuer OP-Verfahren und Fast-Track-Mobilisation ist die Zahl unzufriedener Patienten
nach Knietotalendoprothesenoperationen noch zu hoch. Dabei könnten auch patientenindividuelle
motorische Defizite eine Rolle spielen. Der präoperativen Klassifikation motorisch-propriozeptiver
Fähigkeiten müsste deshalb eine größere Bedeutung zukommen. Wenn man Patienten entsprechend
ihrer motorischen Defizite in Kategorien einteilen kann, dann sind intra- und interindividuelle
Vergleiche bzw. Verlaufsbeobachtungen objektiv möglich. In Ergänzung zu etablierten
Fragebögen und klinischen Tests soll gezeigt werden, dass mit einer mobilen Kraftmessplatte
alltagstauglich digitale Messwerte für einen neuen Score gewonnen werden können.
Material und Methoden Es wurden 63 Patienten einen Tag vor Implantation einer bikondylären Knietotalendoprothese
stichprobenartig ausgewählt. Mithilfe der mobilen Kraftmessplatte KMP (Motosana) konnten
die Parameter Maximalkraft, Leistung und Balance gemessen werden. Die Balance wurde
durch die Schwankungsfläche in mm² und den Schwankungsweg in mm bestimmt. Freies Stehen
im Einbeinstand bzw. mit Hilfestellung durch kurzes Antippen der Finger an seitlich
angebrachten Stützen oder permanentes Festhalten wurden dabei als Balanceunterstützung
berücksichtigt. Die Maximalkraft in Newton wurde durch modifiziertes Kreuzheben gemessen
sowie die Leistung in Watt mit 5 schnellen Kniebeugen bestimmt.
Ergebnisse Umfangreiche statistische Berechnungen der digitalen Messwerte für Maximalkraft,
Leistung sowie Balance konnten zeigen, dass alle durchgeführten Messungen hinsichtlich
Patientenzahl, Verteilungsmuster und Korrelation zur Etablierung eines neuen motorischen
Scores „KnieFit 1.0“ geeignet waren. Die gemessene interindividuelle Leistungsfähigkeit
führte zu patientenindividuellen niedrigen oder hohen Werten im „KnieFit-1.0“-Score.
Gleichzeitig ergab sich die Möglichkeit zur Einteilung der Patienten in 4 Gruppen
mit unterschiedlich ausgeprägten Merkmalen für Kraft/Leistung bzw. Balance. Es zeigte
sich, dass 17 von 63 Patienten ein komplexes motorisch-propriozeptives Defizit aufwiesen,
aber 17 andere Patienten hohe Werte in allen Rubriken hatten.
Schlussfolgerung Motorisch-propriozeptive Leistungsparameter von Gonarthrosepatienten vor Knieendoprothesenoperationen
sind alltagstauglich mit der mobilen Kraftmessplatte KMP zu bestimmen. Mit den Messwerten
für Kraft/Leistung und Balance können defizitorientierte Patientengruppen gebildet
werden. In Folgestudien wäre es damit möglich, die entsprechende Leistungsfähigkeit
prä- und postoperativ anhand des Scores „KnieFit 1.0“ zu vergleichen. Zukünftig könnten
dann auch postoperative Rehabilitationsprogramme defizitorientiert angepasst werden,
aber auch präoperative Trainingsprogramme wären denkbar.
Schlüsselwörter
Gonarthrose - mobile Kraftmessplatte - motorischer Score „KnieFit 1.0“ - Propriozeption