Pneumologie 2020; 74(06): 331-336
DOI: 10.1055/a-1175-8578
Stellungnahme

Stellungnahme der DGP zur Auswirkung von Mund-Nasenmasken auf den Eigen- und Fremdschutz bei aerogen übertragbaren Infektionen in der Bevölkerung

Position Paper of the German Respiratory Society (DGP) on the Impact of Community Masks on Self-Protection and Protection of Others in Regard to Aerogen Transmitted Diseases
D. Dellweg
1   Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus der Philipps-Universität Marburg, Schmallenberg Grafschaft
,
P. M. Lepper
2   Innere Medizin V – Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
,
D. Nowak
3   Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, LMU München, Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), München
,
T. Köhnlein
4   Facharztzentrum Teuchern, Teuchern
,
U. Olgemöller
5   Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, Göttingen
,
M. Pfeifer
6   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinik Regensburg, Regensburg
7   Abteilung für Pneumologie, Fachklinik für Lungenerkrankungen Donaustauf, Donaustauf
8   Krankenhaus Barmherzige Brüder, Klinik für Pneumologie und konservative Intensivmedizin, Regensburg
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Kernaussagen

Kernaussage 1: Nicht medizinische Mund-Nasenmasken bieten einen nachgewiesenen Fremdschutz. Ein Selbstschutz ist nicht nachgewiesen, aber wahrscheinlich.

Kernaussage 2: Durch das Tragen von Mund-Nasenmasken wird die exspirierte Aerosolwolke in ihrer Ausdehnung zu einer gegenüberstehenden Person reduziert, jedoch nach lateral und kranial in geringem Maße umgeleitet. Der propagierte Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern erscheint an Hand der publizierten Daten zu exspirierten Aerosolwolken ausreichend zu sein.

Kernaussage 3: Der schützende Effekt der Maske kommt vor allem innerhalb von geschlossenen Räumen zum Tragen. Unter freiem Himmel kann bei Einhalten des Sicherheitsabstandes auf den Mundschutz verzichtet werden.

Kernaussage 4: Masken mit Exspirationsventil sollten zum gegenseitigen Schutz nicht eingesetzt werden.

Kernaussage 5: Mehrlagige Membranen können durch Reibung eine elektrostatische Aufladung erfahren und so die Effektivität des Filters steigern.

Kernaussage 6: Selbstgefertigte Masken aus verschiedenen Tuchgeweben sind in der Lage, einen Anteil der Bakterien und Viren zu filtern. Die Filterleistung der verschiedenen Materialien ist sehr unterschiedlich. Auf die regelmäßige Reinigung der Maske ist unbedingt zu achten.

Kernaussage 7: Eine geringere Luftdurchlässigkeit ist i. d. R. mit einer besseren Filterleistung verbunden, erhöht aber auch die Belastung der Atempumpe. Bei der Materialauswahl sollte darauf geachtet werden, dass längeres (dauerhaftes) Atmen durch die anliegende Maske möglich ist.

Kernaussage 8: Hersteller größerer Maskenchargen sollten ihre Gewebe auf Filterleistung und Luftwiderstand prüfen lassen. Hierbei können z. B. die Verfahren der EN 14683:2019 + AC:2019 eingesetzt werden.

Kernaussage 9: Bei Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen und vorhandener Ruhe- oder Belastungsdyspnoe und/oder eingeschränkter Lungenfunktion (FeV1 < 30 % des Sollwertes) sollte eine Blutgasanalyse bei anliegender Maske, idealerweise unter Belastung, durchgeführt werden.



Publication History

Article published online:
20 May 2020

© Georg Thieme Verlag KG
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