Psychiatr Prax 2020; 47(06): 340-343
DOI: 10.1055/a-1190-7503
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Täterinnenpsychologie und Psychotraumatologie

Contributor(s):
Ulrike Hoffmann-Richter
Luzern
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Publication Date:
31 August 2020 (online)

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Anhaltende Schuldgefühle von Patientinnen haben etwas Bedrückendes. Als depressives Symptom wie als Begleitsymptom anderer psychischer Störungen lassen sie sich in der Regel während der Behandlungssitzung als solche dingfest machen. Die Patientin ist für den Moment entlastet. Schuldgefühle auf Dauer aufzulösen gelingt häufig nicht. Frau Weh kam mehrere Jahre nach schwerer Hirnverletzung auf Betreiben ihrer Neuropsychologin zu mir in Therapie. Ich sollte ihr ein Antidepressivum verschreiben. Über ihre Geschichte wollte sie nicht sprechen. Sie fürchte, dass alles wieder hochkomme, erklärte sie mir. Anlässlich von Jahrestagen und aktuellen familiären Ereignissen tauchten nach und nach einzelne Sequenzen auf, bis sie schließlich erstaunt feststellte, darüber zu sprechen, entlaste sie: Als Kleinkind war sie mit ihrer Mutter in die Schweiz eingereist, wo der Vater zuvor bereits während Jahren gearbeitet hatte. Die Schule durchlief sie problemlos, ebenso ihre Lehre. Ihr Beruf gefiel ihr, sie wurde erst stellvertretende, dann Filialleiterin. Wenige Jahre später wurde ihr die Leitung einer größeren Filiale angetragen, die sie gerne übernahm.