Radiopraxis 2020; 13(03): 121
DOI: 10.1055/a-1193-1128
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Wissenschaftsnews

Corona-Krise – Eine Chance für eLearning im MTRA-Unterricht?

Wissenschaftsnews

Als Mitte März 2020 auf Erlass des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) die Einstellung des Unterrichtsbetriebs in den Gesundheitsfachschulen angeordnet wurde, ahnten wir bereits, dass dies nicht nur einen kleinen Zeitraum betreffen würde, sondern dass wir uns zügig um alternative Unterrichtsformen kümmern sollten, da ein Ende des Unterrichtsausfall nicht absehbar war. Glücklicherweise pflegen wir eine enge Kooperation mit dem Audiovisuellen Medienzentrum (AVMZ) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, das bereits erste Konzepte für den weiteren Ablauf in der Universitätsausbildung erarbeitetet hatte. Bereits seit einigen Jahren nutzen wir eine auf Moodle basierende Lernplattform, auf der wir sowohl Lernmaterial für die Auszubildenden ablegen wie auch den Informationsaustausch mit ihnen durchführen können.

Uns war jedoch klar, dass nicht alle Auszubildenden die gleiche Selbstdisziplin aufbringen (können), um den Unterrichtsstoff der Lernplattform im Selbststudium zu erarbeiten. Daher entschieden wir uns, täglich Unterrichtseinheiten in Form von Live-Video-Sessions durchzuführen, um ein größtmögliches Maß an Interaktion mit den Lernenden zu erreichen. Hierzu nutzen wir das gleiche Videokonferenz-System, dass auch die RWTH in Aachen eingeführt hatte, da wir hiermit sowohl Powerpoint-Präsentationen wie auch Tafelbilder übertragen können. Da wir im Gegensatz zur Universität eine überschaubare Anzahl an Videoteilnehmern haben, können wir sogar während der Unterrichtsstunde auf den Gesichtsausdruck der Lernenden reagieren und auf Fragen näher eingehen.

Zusätzlich zu den Unterrichtsterminen im Videoformat legten wir täglich Lernmaterialien oder Arbeitsaufträge zur Bearbeitung auf der Lernplattform ab. Um den Auszubildenden zu helfen, ihren täglichen Arbeits- und Lernrhythmus beizubehalten, wurden die zu bearbeitenden Lerninhalte morgens freigeschaltet und sollten bis zum Nachmittag per Mail an die betreuende Lehrkraft geschickt werden. Diese Lernaufträge bestanden teilweise aus Fallbeschreibungen und Patientendiagnosen, in deren Kontext beispielsweise Anatomiebezeichnungen zu vervollständigen oder Grundlagen der jeweiligen Gerätetechnik zu erläutern waren. In anderen Fällen wurden physikalische Grundlagen im Videochat erklärt, anhand einiger Beispielaufgaben vertieft und anschließend mithilfe eines Arbeitsblattes mit Übungsaufgaben im Selbststudium gelöst.

Die aktuelle Corona-Krise hat uns nicht nur gezeigt, wie schnell man durch globale Ereignisse aus seiner Wohlfühlzone gerissen werden kann, sondern sie bietet uns die Gelegenheit, Unterrichtskonzepte für den MTRA-Unterricht zu entwickeln, die sich auch außerhalb der Unterrichtsstätte realisieren lassen. Vielleicht stehen wir nun Unterrichtsentwürfen, die Elemente des eLearning bzw. des Blended Learning beinhalten, offener gegenüber. Vielleicht schaffen wir einen Paradigmenwechsel und lösen uns mal ein Stückchen vom Lehrerzentrismus und verlagern das Lerngeschehen noch weiter in Richtung der Lernenden. Vielleicht nutzen wir nun mal häufiger moderne Kommunikationsmedien, indem wir von Zeit zu Zeit Lernarrangements schaffen, die zeit- und ortsungebunden sind. Vielleicht haben wir diesen Schubs einfach mal gebraucht…

Michael Wiertz, Schulleiter MTRA-Schule

Universitätsklinikum Aachen



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Article published online:
21 September 2020

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