ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Der indikationsgesteuert durchgeführte direkte Virusnachweis (RT-PCR im Abstrich)
unterschätzt wegen der möglichen asymptomatischen Verläufe die Zahl der SARS-CoV-2-Infizierten
erheblich. Daher sind populationsbasierte Erhebungen der Antikörperprävalenz zur verlässlichen
Einschätzung der gegenwärtigen Pandemie unverzichtbar.
Methoden: In einem Klinikum der Maximalversorgung wurden 74,8 % aller Mitarbeiter/innen mit
direktem Patientenkontakt (n = 1480) sowie als nicht medizinprofessionelle Kontrollgruppe
Mitarbeiter/innen lokaler Supermärkte mit direktem Kundenkontakt (n = 300) auf Antikörper
der Klassen IgA und IgG gegen SARS-CoV-2 getestet. Die Gesamtkohorte stellt zugleich
1,5 % der Bevölkerung der Stadtregion Fulda mit 125 000 Einwohnern dar.
Ergebnisse: 1,0 % der Testpersonen waren positiv für IgG, 4,4 % für IgA. Bei einer Testspezifität
von 99,6 % (IgG) bzw. 92,4 % (IgA) liegt weder im Gesamttestkollektiv noch in einer
der Untergruppen eine klinisch signifikante Immunität gegen SARS-CoV-2 vor.
Schlussfolgerung: Von einer relevanten Anzahl durchlaufener unerkannter Infektionen kann in dieser
Region nicht ausgegangen werden. Die noch spärlichen Daten aus internationalen Regionen
lassen Immunitätsraten bis maximal 60 % in stark exponierten Kollektiven vermuten,
wobei sich in Deutschland ein dynamisches Mosaik mit aktuellen Werten zwischen null
und 15 % abzeichnet. Diese Heterogenität legt eine regionale Planung der Maßnahmen
zur Kontrolle der Virusausbreitung nahe. Ein relevanter immunologischer Schutz der
Bevölkerung vor SARS- CoV-2 ist bis zur Verfügbarkeit einer Impfung nicht zu erwarten.