Zusammenfassung
Ziel der Studie Brustkrebs beim Mann ist eine seltene Erkrankung, für die jedoch hochspezialisierte
Versorgungsstrukturen zur Therapie des Brustkrebses der Frau zur Verfügung stehen.
Bislang ist unbekannt, ob die Ausrichtung der Versorgungsstrukturen auf Frauen zu
Defiziten in der Versorgung der betroffenen Männer führt. Daher ist es das Ziel der
vorliegenden Untersuchung, mögliche Versorgungsdefizite aus der Perspektive der beteiligten
Professionen zu identifizieren.
Methodik Es wurden teilstandardisierte Leitfadeninterviews mit n = 23 Teilnehmer/innen sowie
2 Fokusgruppendiskussionen mit n = 7 bzw. n = 9 Teilnehmer/innen durchgeführt. Die
Transkripte der Interviews und Fokusgruppendiskussionen wurden mittels qualitativer
Inhaltsanalyse mit MAXQDA ausgewertet.
Ergebnisse Einige Teilnehmer/innen sehen aufgrund des Erfahrungsmangels eigene Unsicherheiten
in der Versorgung von Männern mit Brustkrebs. Häufig wird ein mangelndes Wissen bezüglich
der Zuständigkeiten und Behandlungsmöglichkeiten, z. B. bei niedergelassenen Gynäkolog/innen,
beklagt. Viele Befragte empfinden eine mangelnde interdisziplinäre Zusammenarbeit,
v. a. in der Nachsorge. Einige Befragte sehen darüber hinaus einen Mangel an spezialisierten
Rehabilitationseinrichtungen für Männer mit Brustkrebs.
Schlussfolgerung Männer mit Brustkrebs profitieren trotz der Seltenheit der Erkrankung von den hochentwickelten
Strukturen zur Brustkrebsversorgung in Deutschland. Dennoch zeigen sich Versorgungsdefizite
aus der Sicht der behandelnden Professionen. Diese Datengrundlage kann in Kombination
mit der Perspektive der Betroffenen und weiteren repräsentativen Daten dazu dienen,
Praxis-Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgungsqualität des männlichen Brustkrebses
zu erarbeiten.
Abstract
Aim of the study Male breast cancer is a rare disease, for which, however, available care is from
highly specialized care structures intended for female patients. So far, it is unknown
whether the focus of care structures for women leads to deficits in the care for men.
Therefore, the aim of the present study was to identify possible deficits in male
breast cancer care from the perspective of the health care professions involved.
Methods Semi-structured interviews with n = 23 participants and 2 focus group discussions
with n = 7 and n = 9 participants were conducted. The transcripts of the interviews
and focus group discussions were analyzed by qualitative content analysis using MAXQDA.
Results Some participants felt insecure and uniformed in terms of treatment recommendations
for men with breast cancer. Often, responsibilities were vague or unknown. Many participants
felt a lack of interdisciplinary cooperation, especially in follow-up care. Some respondents
complained of a lack of rehabilitation centers for men with breast cancer.
Conclusion Male breast cancer patients benefit from the advanced structures for breast cancer
care. However, some health care problems were identified. Our results together with
representative data can help develop practical recommendations for improving the quality
of care of male breast cancer patients.
Schlüsselwörter
Versorgungsqualität - Seltene Erkrankung - Brustkrebs beim Mann
Key words
quality of care - orphan disease - male breast cancer