Notaufnahme up2date 2021; 3(01): 83-101
DOI: 10.1055/a-1199-7140
Spezielle Notfälle

Infektionskrankheiten in der Notaufnahme: Masern, Windpocken und Co.

Philipp Hohlstein
,
Miriam Haverkamp
,
Sebastian Lemmen
,
Christian Trautwein
,
Alexander Koch

Widmung

Gewidmet Frau Sabine Hark.

Immer wieder stehen Ärzte vor allem in Notaufnahmen vor der Herausforderung hochansteckende Erkrankungen, die in Deutschland bei Erwachsenen selten vorkommen, rasch zu erkennen und zu behandeln. Dieser Artikel beleuchtet einige wichtige hochansteckende Erkrankungen und bietet eine Übersicht zur zielführenden Diagnostik und aktuellen therapeutischen Maßnahmen.

Kernaussagen
  • Die Anamnese spielt bei vielen hochansteckenden Erkrankungen eine entscheidende Rolle, insbesondere Reiseanamnese und Umfelderkrankungen.

  • Essenziell ist immer die mikrobiologische Probengewinnung vor Beginn einer empirischen Therapie.

  • Die klassischen exanthematösen Erkrankungen des Kindesalters sollten aufgrund mangelnder Impfung auch bei Erwachsenen differenzialdiagnostisch in Betracht gezogen werden.

  • Das Exanthem bei Masern und Röteln ist makulopapulös, beginnt hinter den Ohren und zeigt sich konfluierend (Masern) oder nicht konfluierend (Röteln). Bei Windpocken zeigen sich typischerweise Papeln, Vesikel und Erosionen in verschiedenen Stadien nebeneinander. Es sollte immer eine mikrobiologische/virologische Diagnostik eingesendet werden.

  • Die Diphtherie zeigt sich durch bellenden Husten mit Heiserkeit und inspiratorischem Stridor. Trotz antibiotischer Therapie und Antitoxingabe liegt die Letalität bei bis zu 10 %. Eine stationäre Therapie ist immer indiziert.

  • Lungenpest ist extrem selten, endet aber ohne Therapie fast immer tödlich. Bei begründetem Verdacht muss eine Therapie unverzüglich erfolgen und eine Verlegung auf eine Sonderisolierstation erfolgen.

  • Bei respiratorischer Symptomatik und Immunsuppression sollte immer frühzeitig an eine Tuberkulose gedacht werden und eine ausreichende Diagnostik erfolgen. Hier haben sich die Kombination aus Kultur mit Antibiogramm und zusätzlich der schnelle Nachweis mittels Mikroskopie und PCR bewährt.

  • Die Tularämie und das virale hämorrhagische Fieber sind fast immer importierte Erkrankungen. Es sollte frühzeitig ein Spezialzentrum kontaktiert werden.

  • Generell gilt: Bei gleichzeitigem Vorliegen von Exanthem und Fieber sollte eine präventive Isolation erfolgen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Januar 2021

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