Pädiatrie up2date 2021; 16(04): 345-363
DOI: 10.1055/a-1200-9508
Endokrinologie/Stoffwechsel

Kinder- und Jugendgynäkologie – die häufigsten Vorstellungsgründe

Sahra Steinmacher
,
Andrina Kölle
,
Sara Y. Brucker
,
Katharina Rall

Die Kinder- und Jugendgynäkologie als Schnittpunkt zweier Fachbereiche stellt eine besondere Herausforderung dar und erfordert Fachwissen und Feingefühl. Vermeintlich von der „Norm“ abweichende Befunde müssen korrekt eingeschätzt werden. Hierbei ist die Fachkenntnis von anatomischen und endokrinologischen Entwicklungsschritten mit ihren physiologischen Abweichungen essenziell, um insbesondere unnötiges Pathologisieren zu vermeiden.

Kernaussagen
  • Die unspezifische Vulvovaginitis ist die häufigste Form der kindlichen Genitalinfektion in der hormonellen Ruhephase und wird durch lokale Östrogenisierung behandelt.

  • Der präpubertäre Lichen sclerosus et atrophicus ist am ehesten autoimmuner Genese. Lokale Kortikosteroide werden angewandt, eine Entartung stellt im Kindesalter kein Problem dar.

  • Eine Hymenalatresie ist spätestens ab der Menarche symptomatisch und muss mittels Hymenalinzision und ggf. -teilexzision möglichst bereits nach Beginn der Thelarche operativ behandelt werden.

  • Bei Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch erfolgt die Einteilung der Befunde anhand des sog. Adams-Schemas (Adams I – III).

  • Körperliche Normalbefunde sind bei sexuellem Missbrauch häufig und schließen einen stattgehabten Missbrauch nicht aus.

  • Zur Differenzialdiagnostik der primären/sekundären Amenorrhö ist neben der klinischen Untersuchung zum Entwicklungsstatus (sekundäre Geschlechtsmerkmale) die Bestimmung der Gonadotropine essenziell. Mittels Sonografie kann die Anlage des inneren Genitales überprüft werden.

  • Eine Schwangerschaft sollte als Ursache einer sekundären Amenorrhö ausgeschlossen werden.

  • Liegt ein hypergonadotroper Hypogonadismus vor, sollte immer eine Hormontherapie zur Osteoprotektion und Senkung des kardiovaskulären Risikos durchgeführt werden.

  • Häufigster Grund für eine Dauerblutung ist eine Anovulation mit Follikelpersistenz.

  • Ein verspätetes Einsetzen der Pubertät ist meistens auf eine konstitutionelle Entwicklungsverzögerung zurückzuführen. Zur Differenzialdiagnostik ist ein Hormonprofil wegweisend.



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Article published online:
10 December 2021

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