Z Orthop Unfall 2022; 160(01): 99-104
DOI: 10.1055/a-1202-1887
Case Report/Fallbericht

Ausgeprägte heterotope Ossifikationen nach traumatischer Ruptur der ischiokruralen Muskulatur: Ist eine Ossifikationsprophylaxe sinnvoll?

Article in several languages: English | deutsch
Philipp Hemmann
1   Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
,
Anna Janine Schreiner
1   Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
,
Leonie Frauenfeld
2   Institut für Pathologie und Neuropathologie und Comprehensive Cancer Center, University of Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen
,
Ulrich Stöckle
3   Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
Florian Schmidutz
1   Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
4   Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilitation, Ludwig-Maximilians-Universität München
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Verletzungen der ischiokruralen Muskulatur umfassen ein breites Spektrum an Verletzungsformen und betreffen vor allem Sportler mit hoher exzentrischer Belastung (Fußball, Leichtathletik, Rugby, Klettern). Insbesondere unerkannte traumatische Rupturen können laut der aktuellen Studienlage dauerhafte Beschwerden verursachen und bei verzögerter chirurgischer Therapie mit einem schlechteren postoperativen Outcome assoziiert sein. Heterotope Ossifikationen (HO) nach Hamstring-Ruptur wurden bisher in einzelnen Fallberichten und kleineren Studien beschrieben. Heterotope Ossifikationen sind vor allem bei Eingriffen an der Hüfte und bei Frakturen im Ellenbogenbereich bekannt. In dieser Fallvorstellung wurde ein 48-jähriger Patient aufgrund einer zunehmenden Schwellung mit Verhärtung im Bereich des rechten Tuber ischiadicum vorstellig. Ein Anpralltrauma vor einem Jahr war der Grund für eine traumatisch bedingte Hamstring-Ruptur, die zunächst verzögert diagnostiziert wurde. Es erfolgte die Exzision der HO und die Refixation der Sehne mithilfe von 2 Fadenankern. Durch eine Bewegungslimitierung mittels Hüft-Knie-Orthese für 9 Wochen zeigte sich ein regelrechter postoperativer Heilverlauf. Über HO nach Hamstring-Rupturen wurde immer wieder berichtet, aber bisher in keiner größeren Studie evaluiert. Zu überdenken wäre daher, ob bei konservativ und operativ behandelten Hamstring-Rupturen eine Prophylaxe mit NSAR analog der Ossifikationsprophylaxe bei Hüftendoprothesen oder Frakturen im Ellenbogenbereich erfolgen sollte.



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Article published online:
03 August 2020

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