Z Orthop Unfall 2022; 160(01): 64-73
DOI: 10.1055/a-1219-8342
Original Article/Originalarbeit

Innovatives OP-Konzept bei septischer Arthritis des Sternoklavikulargelenks: Falldarstellung einer simultanen Gelenkresektion und Stabilisierung mit Gracilissehnengraft inklusive Literaturübersicht

Article in several languages: English | deutsch
Marek Hanhoff
Orthopaedic and Trauma Surgery, DIAKOVERE Friederikenstift, Hanover
,
Gunnar Jensen
Orthopaedic and Trauma Surgery, DIAKOVERE Friederikenstift, Hanover
,
Orthopaedic and Trauma Surgery, DIAKOVERE Friederikenstift, Hanover
,
Helmut Lill
Orthopaedic and Trauma Surgery, DIAKOVERE Friederikenstift, Hanover
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Einleitung Septische Arthritiden des Sternoklavikulargelenks (SCG) stellen mit 0,5 – 1% aller Gelenkinfektionen eine Rarität im chirurgischen Alltag dar. Obwohl eine Vielzahl an Risikofaktoren für das Auftreten dieser Erkrankung existiert, können gelegentlich gesunde Menschen daran erkranken. Das klinische Erscheinungsbild präsentiert sich mitunter sehr variabel und reicht von unspezifischen Symptomen bis hin zu schwerwiegenden Folgeerscheinungen (Mediastinitis, Sepsis, Jugularvenenthrombose). Zusammen mit der niedrigen Inzidenz und der Unbekanntheit der Erkrankung bei praktizierenden Ärzten anderer Fachrichtungen resultiert dies nicht selten in einer Verzögerung der Diagnosestellung, was neben einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität u. U. auch verheerende Folgen für den Patienten nach sich ziehen kann.

Patient und Methode Gemäß eines stadienabhängigen Vorgehens reichen die Therapiestrategien von der reinen antibiotischen Abschirmung bis hin zu einer radikal-chirurgischen Resektion des Gelenks und anderer betroffener Strukturen der Thoraxwand in schwerwiegenden Fällen mit möglicher Notwendigkeit einer plastischen Deckung. Der Aspekt einer möglichen postinterventionellen Instabilität nach Resektion des SCG findet dabei in der aktuellen Literatur wenig bis keine Beachtung. Im vorliegenden Fallbeispiel eines 51-jährigen, ansonsten gesunden Patienten mit isolierter Monoarthritis des rechten SCG mit Escherichia coli (E. coli) kurze Zeit nach 2-maliger Prostatitis soll die Möglichkeit einer neuen operativen Herangehensweise mit einzeitiger Infektsanierung und gleichzeitiger Stabilisierung des SCG vorgestellt werden. Hierbei wird zunächst eine Gelenkresektion inkl. eines ausführlichen Débridements durchgeführt, wobei die hintere Gelenkkapsel belassen und ein Antibiotikaträger eingelegt wird. Anschließend erfolgt in derselben Prozedur die Stabilisierung des SCG mittels eines autologen Gracilissehnengrafts in der insbesondere für anteriore Instabilitäten etablierten „figure-of-eight“-Technik.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Ein Jahr nach operativer Therapie präsentiert sich der Patient im Follow-up beschwerdefrei mit einem exzellenten klinischen Resultat (SSV 90%, CS89 Punkte, CSM 94 Punkte, TF 11 Punkte, DASH 2,5 Punkte). Es wird daraus geschlussfolgert, dass das demonstrierte Vorgehen in ausgewählten Fällen mit einer auf das SCG beschränkten Infektion zu guten klinischen Ergebnissen mit stabilen Gelenkverhältnissen führt und bei bekanntem Keim einzeitig unter antibiotischer Abschirmung nach Fokussanierung eine Stabilisierung mithilfe eines autologen Sehnengrafts erfolgen kann. Nach Kenntnis der Autoren wurde dieses chirurgische Vorgehen bis dato in der Literatur noch nicht beschrieben. Abhängig vom notwendigen Resektionsausmaß sollte eine damit einhergehende Stabilisierung des SCG in Betracht gezogen werden, um stabile Verhältnisse und ein optimales Patientenoutcome zu erzielen.



Publication History

Article published online:
14 September 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany