Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2020; 27(05): 239
DOI: 10.1055/a-1231-3214
Gesellschaft
DGMM
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deutsche Gesellschaft für Maritime Medizin e. V.

Marcus Oldenburg
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Publication Date:
26 October 2020 (online)

Liebe Mitglieder der DGMM,

die Coronapandemie hat in den vergangenen Monaten zu erheblichen Veränderungen in allen Lebensbereichen geführt. Besonders betroffen ist dabei auch das maritime Umfeld – seien es die Arbeits- und Lebensbedingungen an Bord, der Handel und somit die wirtschaftliche Situation der Reedereien und natürlich auch der pandemiebedingte Einbruch in der Kreuzschifffahrt. Die beengten Lebensverhältnisse an Bord und die zahlreichen kontaktintensiven Arbeitsprozesse (z. B. Reparaturen im Maschinenraum oder beim Ladungsumschlag) erhöhen das Übertragungs- und Ansteckungsrisiko durch schiffsinterne und -externe Begegnungen an Bord. Dieses führt oftmals zu Verunsicherung, psychosozialen Problemen bis hin zu Ängsten innerhalb der Besatzung.

In der gegenwärtigen Situation ist ein großes Maß an Flexibilität und Augenmaß sowohl von den Besatzungen als auch vom Management gefordert. Es werden viele Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionsgefährdung getroffen, die oftmals sinnvoll, aber z. T. auch unnötig und nicht evidenzbasiert sind.

Insgesamt gibt es viel Beratungs- und Aufklärungsbedarf an Bord. Dabei ist es sehr hilfreich, dass auch auf dem maritimen Sektor spezifische Handlungsanleitungen für den Schiffsbetrieb entwickelt worden sind. So hat die WHO z. B. die Circular Letter No. 4204/Add.28 „Coronavirus (COVID 19) – WHO guidance to promote public health measures on cargo ships and fishing vessels" sowie No. 4204/Add.27 „Coronavirus (COVID 19) – Protocols to mitigate the risks of cases on board ships" herausgegeben. Auch auf nationaler Ebene wird dem Bedarf der Seeleute an medizinischer Information Rechnung getragen. Der Seeärztliche Dienst der BG Verkehr hat z. B. nützliche Informationen zu „Tipps, wie man sich vor dem Coronavirus schützt, und was bei Verdachtsfällen zu tun ist“ veröffentlicht (www.deutsche-flagge.de/de/coronavirus/maritime-medizin/accordionview/@@accordionprint) und einen neuen Lehrfilm zum „An- und Ablegen der persönlichen Schutzausrüstung (PSA)" erstellt. Auch die coronabedingt zeitweise pausierten Seedienst-Tauglichkeitsuntersuchungen und die medizinischen Wiederholungslehrgänge für Offiziere haben ihren Betrieb weitestgehend wieder aufgenommen, natürlich unter Beachtung spezifischer Hygienekonzepte.

Ein aktuell schwieriges Thema in der Schifffahrt ist die Repatriierung von Seeleuten. Aufgrund von Reisebeschränkungen ist die An- und Abmusterung von Besatzungsmitgliedern eine Herausforderung für die Reedereien. Den Seeleuten ist es oftmals nicht möglich, ihr aktuelles Schiff zu verlassen, woraus ungewollt mehrmonatige Kontraktverlängerungen – weit über 12 Monate hinaus – resultieren. Auch die fehlende Perspektive ist für die Besatzungen frustrierend, dass oftmals eine sichere Zusage für die ersehnte Ablösung nicht möglich ist. Viele Reedereien suchen bei Repatriierungsproblemen hochengagiert und kreativ Lösungen – bis hin zur kostenintensiven Deviation, um von den dann günstigeren Reiseregelungen im Ausweichhafen profitieren zu können. Rechtlich besteht dann für Seeleute keine Quarantäneverpflichtung, wenn sie zuvor auf einem Seeschiff im Ausland unterwegs waren und keine COVID-19-Symptome vorliegen (s. auch § 3 Nr. 3 der „Muster-Verordnung zu Quarantänemaßnahmen für Ein- und Rückreisende zur Bekämpfung des Coronavirus"). Außerdem gibt es zahlreiche Seeleute, die sich an Land befinden und wegen der Reisebeschränkungen seit Monaten auf die Möglichkeit der Anmusterung an Bord warten. Dieses stellt aus finanzieller und psychosozialer Sicht ebenfalls eine erhebliche Belastung für diese Seeleute dar.

Da die ursprünglich geplante 30. Jubiläumsveranstaltung der DGMM in Hamburg wegen der Pandemie verschoben werden musste, ist geplant, eine Festschrift zu erstellen. Hierfür sind einige Beiträge von DGMM-Mitgliedern eingegangen – vielen herzlichen Dank an alle Autoren! Aus den Reihen des Vorstands und mit tatkräftiger Unterstützung von Herrn Dr. Schepers und Herrn Dr. Vongehr wurde ein Redaktionsteam etabliert, das sich in den letzten Wochen wiederholt getroffen und die Ausgestaltung der Festschrift diskutiert hat. Wir hoffen, Ihnen in Kürze eine ansprechende und informative Zusammenstellung der zurückliegenden DGMM-Aktivitäten vorstellen zu können.

Viele Grüße von den Landungsbrücken

Ihr

Marcus Oldenburg

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