PPH 2021; 27(01): 4-5
DOI: 10.1055/a-1291-5752
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Deutschland-Barometer Depression

Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Jeder zweite an Depression Erkrankte hat im ersten Lockdown während der Corona-Pandemie massive Einschränkungen in der Behandlung seiner Erkrankung erlebt. Für einen kleineren Teil der Patienten waren Telefon- und Videosprechstunden eine gute Alternative. Die Akzeptanz von Online-Angeboten in der Behandlung ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das zeigt das vierte „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Die repräsentative Befragung untersucht Einstellungen und Erfahrungen zur Depression in der Bevölkerung. Befragt wurden 5178 Personen zwischen 18 und 69 Jahren aus einem repräsentativen Online-Panel im Juni/Juli 2020. Demnach sind Menschen mit Depression deutlich stärker von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen als die Allgemeinbevölkerung: Depressiv Erkrankte hatten nicht mehr Angst, sich mit dem Corona-Virus anzustecken als die Allgemeinbevölkerung (43 % versus 42 %). Der Lockdown wurde jedoch im Vergleich zur Gesamtbevölkerung als deutlich belastender erlebt (74 % versus 59 %). So leiden Betroffene fast doppelt so häufig unter der fehlenden Tagesstruktur wie die Allgemeinbevölkerung (75 % versus 39 %). In der häuslichen Isolation blieben depressiv Erkrankte zudem deutlich häufiger tagsüber im Bett als die Allgemeinbevölkerung (48 % versus 21 %). Während die Allgemeinbevölkerung (58 %) dem veränderten Leben in der Corona-Krise auch Positives abgewinnen kann (zum Beispiel den Frühling bewusster erlebt hat), war dies bei depressiv Erkrankten weniger der Fall (38 %). Auch Wochen nach dem Lockdown fühlen sich Betroffene durch die Situation belastet. Im Juli 2020 gaben 68 % der depressiv Erkrankten und nur 36 % der Allgemeinbevölkerung an, die Situation als bedrückend zu empfinden. Die Corona-Maßnahmen führen zudem zu massiven Einschnitten in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen: Jeder zweite Betroffene (48 %) berichtet von ausgefallenen Behandlungsterminen beim Facharzt oder Psychotherapeuten während des Lockdowns. Jeder zehnte an Depression erkrankte Befragte erlebte sogar, dass ein geplanter Klinikaufenthalt nicht stattfinden konnte. 13 % der Betroffenen gaben an, von sich aus Behandlungstermine aus Angst vor Ansteckung abgesagt zu haben.



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Article published online:
20 January 2021

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