Nervenheilkunde 2021; 40(04): 263-266
DOI: 10.1055/a-1298-0617
Gesellschaftsnachrichten

Kopfschmerz News der DMKG

Behandlung der chronischen Migräne mit Botulinumtoxin in der Schwangerschaft

*** Wong HT, Khalil M, Ahmed F. OnabotulinumtoxinA for chronic migraine during pregnancy: a real world experience on 45 patients. J Headache Pain 2020; 21: 129

Eine Fallserie mit 45 Patientinnen zeigt keine negativen Effekte.

Zusammenfassung

Die Frage, ob Botulinumtoxin während einer Schwangerschaft sicher angewendet werden kann, beschäftigt die klinische Forschung seit Beginn des Einsatzes in der Therapie vor über 40 Jahren. Dabei haben sich keine Hinweise auf eine embryonale Toxizität durch Botulinumtoxin ergeben. Dennoch ist es wichtig und hilfreich, möglichst viele Daten zu sammeln. Eine englische Arbeitsgruppe hat sich die Dokumentationen aller Patientinnen, die wegen einer chronischen Migräne mit Botulinumtoxin behandelt worden waren, angeschaut und diese durch eine Nachbefragung ergänzt. Die Analyse dieser Datenauswertung liegt nun in einer Publikation vor. Insgesamt konnten 45 Schwangerschaften ermittelt werden, in denen Botulinumtoxin wegen chronischer Migräne gegeben worden war. Dies umfasste einen Zeitraum von mehreren Jahren. 13 dieser Frauen stoppten die Behandlung mit Botulinumtoxin während der Schwangerschaft, die übrigen setzten die Behandlung fort. Es wurde nur ein Schwangerschaftsabort registriert, ansonsten verliefen sämtliche Schwangerschaften unauffällig und ohne Missbildungen nach der Geburt. Zusammenfassend kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Gabe von Botulinumtoxin aufgrund einer chronischen Migräne während einer Schwangerschaft wahrscheinlich unbedenklich ist.


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Kommentar

Die Studie bestätigt, was wir aus vielen anderen Untersuchungen bereits wissen, nämlich dass die Gabe von Botulinumtoxin während einer Schwangerschaft unabhängig von der Indikation wahrscheinlich unbedenklich ist. Es ist insofern auch nicht zu erwarten, dass bei der Indikation Migräne andere Ergebnisse erzielt werden als z. B. bei der Indikation Dystonie oder der Indikation Kosmetik. Die Fallserie in dieser Publikation ist relativ klein. Hilfreicher wären große Registerdatenbänke, die zentral geführt werden, wie dies z. B. für die Antikonvulsiva besteht. Auch Register der einzelnen Firmen während sinnvoll, wie wir diese z. B. für Triptane zur Verfügung haben. Auch weiterhin wird man Frauen abraten, Botulinumtoxin in der Schwangerschaft einzusetzen. Bei schweren Verlaufsformen und in Absprache mit der Patientin kann jedoch die Risikoabwägung auch einmal für einen Einsatz von Botulinumtoxin sprechen.

Stefan Evers, Coppenbrügge


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Publication History

Article published online:
01 April 2021

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