Zeitschrift für Phytotherapie 2020; 41(06): 279-285
DOI: 10.1055/a-1306-2841
Forschung

Wirksamkeit von Phytotherapeutika in der psychiatrischen Behandlung

Eine narrative Übersichtsarbeit zur aktuellen Forschung
Dennis Anheyer
Evang. Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Essen
,
Heidemarie Haller
Evang. Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Essen
,
Petra Klose
Evang. Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Essen
,
Marleen Schröter
Evang. Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Essen
,
Gustav Dobos
Evang. Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Essen
,
Holger Cramer
Evang. Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Essen
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Zusammenfassung

Hintergrund: Der Einsatz von Phytotherapeutika hat in den letzten Jahren auch in der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen erheblich an Bedeutung gewonnen.

Methodik: Dieser narrative Überblick fasst die bisherige Evidenzlage zu Wirkungen und Nebenwirkungen pflanzlicher Arzneimittel bei der Behandlung von depressiven Störungen, Angstzuständen, Schlafstörungen und Hyperaktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen auf Basis von Metaanalysen und systematischen Übersichtsarbeiten zusammen.

Ergebnisse: Bei der Behandlung von leichten bis mittelschweren depressiven Episoden ist Johanniskraut evidenzbasiert und gut verträglich. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollten unbedingt beachtet werden. Für andere Phytotherapeutika ist die Datenlage bisher weniger ausreichend, um konkrete Aussagen treffen zu können.

Schlussfolgerungen: Phytotherapeutika stellen in der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen möglicherweise eine gute Alternative oder Ergänzung zu konventionellen Psychopharmaka dar. Sie sind im Vergleich oft nebenwirkungsärmer, gut verträglich und haben eine große therapeutische Breite. Weitere randomisiert kontrollierte Studien sind allerdings dringend indiziert.

Abstract

The effectiveness of herbal remedies in the treatment of psychiatric disorders: a narrative overview of current research

Background: The use of herbal remedies in the treatment of psychiatric disorders has gained increasing importance in recent years.

Method: This narrative overview summarizes current evidence from meta-analyses and systematic reviews on the effects and side effects of herbal remedies in the treatment of depression, anxiety, sleep disorders and hyperactivity and attention deficit disorders.

Results: In the treatment of mild to moderately severe depressive episodes, St. John’s wort is evidence-based and well tolerated. Interactions with other drugs should be considered. For other phytotherapeutic drugs, evidence is limited.

Conclusion: In the treatment of psychiatric disorders, phytotherapeutic drugs may present a good alternative or supplement to conventional psychotherapeutic drugs. In comparison, they show few side effects, are well tolerated and have a wide therapeutic range. Further randomized controlled studies are therefore warranted.



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Article published online:
03 December 2020

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