Rofo 2021; 193(03): 337-339
DOI: 10.1055/a-1321-8367
DRG-Mitteilungen

Gefäßvarianten erkennen und nachschlagen: Schlüsselreferenz und neue App

Eine gute Kenntnis über Gefäßvarianten ist nicht nur für den Interventionalisten oder die Interventionalistin wichtig, auch für den rein diagnostisch tätigen Radiologen oder Radiologin hat diese eine hohe Relevanz. Ob es sich hierbei nun um die retroaortal verlaufende Nierenvene vor Aortenchirurgie, die linksseitige Vena cava superior mit dem nicht-typisch liegenden zentralen Venenkatheter (ZVK) oder um die aberrante rechte Leberarterie vor geplanter Leberintervention handelt, so ist das Erkennen und die Beschreibung als Normvariante im Befund essentiell. Das Übersehen von Gefäßvarianten kann fatale Konsequenzen haben. So denke man beispielsweise daran, wie die „Corona mortis“ zu ihrem Namen kam oder die möglichen Komplikationen von HNO-chirurgischen Eingriffen bei aberrantem Verlauf der „Arteria carotis interna“ oder bei „kissing carotids“. Als Interventionalist/-in hat man es schwer, wenn man z. B. eine Notfall-Embolisation der „Arteria gastroduodenalis“ bei aktiver Ulcusblutung durchführen soll und sich die Arterie nicht an ihrem gewohnten Platz befindet. Wo muss man sie suchen? Bis vor wenigen Jahren musste man noch mühsam in einzelnen Nachschlagewerken und Veröffentlichungen nach der Beschreibung von Gefäßvarianten suchen, da es keine universelle Zusammenfassung in Form eines Atlas‘ gab.

Prof. Dr. Frank Wacker, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Medizinischen Hochschule Hannover, hat Abhilfe geschaffen, indem er das von den Anatomen Prof. Dr. Herbert Lippert und Prof. Dr. Reinhard Pabst im Jahre 1985 herausgegebene Buch mit radiologischen Bildbeispielen als universelles Nachschlagewerk für arterielle Gefäßvarianten unter der Mitarbeit seines radiologischen Teams neu herausgebracht hat. Die Gefäßvarianten sind durch schematische Zeichnungen und zusätzliche Bildbeispiele aus der radiologischen Bildgebung veranschaulicht.

Zudem gibt es seit diesem Jahr eine neue App mit dem Titel „Vascular Variants“, die als Nachschlagewerk nicht nur für arterielle Gefäßvarianten dient. Dr. Mareike Franke, Interventionelle Radiologin in der Klinik Dr. Hancken, Stade, hat aus verschiedenen verfügbaren Quellen in über 800 anatomischen Zeichnungen Varianten von Arterien, Venen, Pankreasgängen und Gallengängen zusammengetragen, die dann mittels weniger Klicks nachgeschlagen werden können.



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Article published online:
18 February 2021

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