Pädiatrie up2date 2023; 18(04): 297-315
DOI: 10.1055/a-1339-9047
Neuropädiatrie

Neue Antiepileptika für Kinder mit Epilepsie

Gerhard Kurlemann
,
Tilman Polster

Circa ein Drittel aller Epilepsien ist therapieresistent. Im Vergleich zu Antiepileptika der 1. Generation führen diejenigen der 2. Generation nicht zu einer Abnahme der Pharmakoresistenz, ihre Verfügbarkeit und bessere Verträglichkeit eröffnet aber neue Therapieoptionen für den einzelnen Patienten. Im Folgenden werden die „neuen“ Antiepileptika zur Behandlung der Epilepsie im Kindesalter im täglichen klinischen Einsatz besprochen.

Kernaussagen
  • Brivaracetam greift an die gleiche Zielstruktur wie Levetiracetam an, jedoch mit höherer Affinität und besserer Verträglichkeit.

  • Cannabidiol ist in Kombination mit Clobazam zugelassen zur Behandlung des Dravet-Syndroms und des Lennox-Gastaut-Syndroms. Neuer ist die Zulassung zur Behandlung der Epilepsie bei Tuberöse-Sklerose-Komplex in etwas höherer Dosierung ohne Clobazam.

  • Cenobamat ist eine nach Studienlage gut wirksame Substanz gegen fokale Anfälle. Sie ist bisher nicht für Kinder und Jugendliche zugelassen.

  • Eslicarbazepin ist eine wirksame, bei fokalen Epilepsien im Kindesalter ab 6 Jahren zugelassene Zusatztherapie. Dosierungen bis 30 mg/kgKG sind gut verträglich.

  • Everolimus zur Behandlung der Epilepsie bei Tuberöse-Sklerose-Komplex ist die erste Substanz, die auf den Signalweg der Erkrankung wirkt. Höhere Zielspiegel (9–15 mg/l) zeigen bessere Effekte. Das Nebenwirkungsprofil entspricht dem eines Immunsuppressivums. Ein abruptes Absetzen kann notwendig sein.

  • Fenfluramin wirkt unter anderem über serotonerge Mechanismen. Es ist für Patienten mit Dravet-Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom ab dem Alter von 2 Jahren zugelassen. Beim Dravet-Syndrom sollte es bereits an 2. Stelle erwogen werden.

  • Perampanel ist bei Kindern und Jugendlichen als Add-on-Behandlung refraktärer fokaler Anfälle ab 4 Jahren und generalisierten Anfällen ab 7 Jahren wirksam und zugelassen. Eine späte abendliche Einmalgabe „auf der Bettkante“ ist ausreichend. Psychische Nebenwirkungen müssen abgefragt werden.

  • Unter Stiripentol besteht eine starke Enzymhemmung mehrerer CYP450-Enzyme mit Effekt auf Spiegel anderer Medikamente, was in der Kombinationstherapie bedacht werden muss.



Publication History

Article published online:
18 December 2023

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