Notfallmedizin up2date 2021; 16(03): 299-321
DOI: 10.1055/a-1341-6616
Internistische Notfälle

Die akute Herzinsuffizienz: weit mehr als nur ein kardiales Problem

Dominik Schmitt
,
Gülmisal Güder

Die akute Herzinsuffizienz bedarf neben der auf Stabilisierung und Rekompensation ausgerichteten Akutbehandlung auch der Klärung der Ätiologie bzw. Dekompensationsursache einer neu diagnostizierten bzw. chronischen Herzinsuffizienz. Begleitende Komplikationen oder Beeinträchtigungen anderer Organsysteme erschweren die Therapie und erfordern beim Übergang zum kardiogenen Schock nicht selten die Ausschöpfung aller Möglichkeiten der modernen Intensivtherapie.

Kernaussagen
  • Die akute Herzinsuffizienz (AHF) gehört zu den häufigsten Krankheitsbildern in der Notaufnahme; Leitsymptome sind Dyspnoe und Leistungsminderung.

  • Mildere Ausprägungen werden durch Steigerung der Diuretikadosis bzw. i. v. Bolusgaben ambulant behandelt, häufig ist aber eine mehrtägige stationäre, bei vital bedrohlichen Schweregraden (Lungenödem, kardiogener Schock) eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich.

  • Häufige Ursachen der AHF sind das akute Koronarsyndrom, Herzrhythmusstörungen, Klappenfehler oder die akute Lungenarterienembolie.

  • Neben der ursachenorientierten Therapie (Koronarangiografie, Antiarrhythmika, Kardioversion, Lysetherapie etc.) steht zur Stabilisierung des Patienten die symptomorientierte Therapie der Dyspnoe im Vordergrund (Diuretika, Analgosedierung und Sauerstoffapplikation, ggf. nichtinvasive oder invasive Beatmung).

  • Im Falle einer anhaltenden Hypotonie werden Inotropika (Dobutamin, Levosimendan, Enoximon) und gegebenenfalls Vasopressoren (Noradrenalin, Vasopressin) eingesetzt.

  • Ein fortbestehender oder progredienter kardiogener Schock bedarf mitunter auch einer mechanischen Kreislaufunterstützung mittels temporärer Herzunterstützungssysteme (intraaortale Ballonpumpe; Impella oder extrakorporale Membranoxygenierung).

  • Lässt sich eine Stabilisierung nicht dauerhaft erreichen, müssen erweiterte Therapieoptionen (links- bzw. biventrikuläre Herzpumpen [LVAD, BiVAD], Herztransplantation) und auch ein mögliches palliatives Setting interdisziplinär diskutiert werden.



Publication History

Article published online:
03 September 2021

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